Bühnen
"Tango Transit" in der Seidl-Villa: Tango rocks, Gänsehaut!
Neben dem Blues müsste der Tango eigentlich gleichberechtigt dastehen als essentielle, eigenständige Musikentdeckung des 20. Jahrhunderts. Wie mit dem Blues entstehen mit dem Tango neue Formen, Crossovers, Cluster, Fusions. Aber ein Unterschied ist zentral: Der Blues kommt vom Work Song und der Tango ist Tanz, auch als Tango Nuevo oder Jazz Tango. „Tango Transit“ mit Martin Wagner (Akkordeon), Hanns Höhn (Kontrabass) und Andreas Neubauer (Schlagzeug), zeigte in der Seidl-Villa hinreißend, wie bindungsfähig an verschiedenste andere Stile anderer Regionen diese Musik ist. » weiterlesen
Die recht billige "Csárdásfürstin" am Deutschen Theater: „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“
Man ist auf Tournee, gastiert in Erfurt, Worms und St. Wendel im Saarland – aufwändige Bühnen- Protzerei wäre da fehl am Platz. Im Deutschen Theater störte dann aber schon, wie simpel die Kulissen sind, wie dünn das ansonsten treffliche Orchesterchen klang, wie eine Handvoll Tänzerinnen und Tänzer Glamour vortäuschten. Man merkt, dass diese Produktion des Salzburger Operettentheaters vor allem pflegeleicht zu sein hat, um in jeglichem Ambiente bestehen zu können. Unhöflich formuliert: das wirkte alles ziemlich billig. » weiterlesen
Premiere für Peter-Kraus-Musical im Bayerischen Hof: Der ganze Schwung von Tutti frutti
Peter ist verliebt - in Diana und in Susi. Nein, dieser Peter ist nicht Peter Kraus, aber dessen Songs helfen ihm enorm weiter bei den Mädchen. Um die Lieder von Peter Kraus rankt sich das Musical „Sehnsucht nach dem Happy End“ von Rainer Lewandowski: eine komisch-schmissige Hommage an das deutsche Schlageridol der 50er und 60er Jahre. » weiterlesen
Freitagsgedanken (Folge 8): Improvisation über ein Thema
„Ich kann nicht improvisieren.“ Diesen Satz hört man vor allem von klassischen Musikern. Aber was bedeutet er? Was bedeutet „improvisieren“? Über den Gitarristen Attila Zoller wurde einmal gesagt „er war einer der Wenigen, die wirklich improvisierten“. Attila Zoller konnte sich musikalisch gesehen blitzschnell einer Gegebenheit anpassen, blitzschnell seine Möglichkeiten abwägen und dann daraus etwas kreieren. » weiterlesen
Gerenne, Gezuckel, Gehampel - "Solaris" im Pathos München Atelier
Der Pathos-Ableger "Pathos München Atelier" in der Dachauer Straße mit einer Bühnenbearbeitung von Stanislaw Lem's "Solaris". » weiterlesen
Siemens geht vom Bayreuther Hügel: Der Ausstieg eines Hauptsponsors verschärft die bedrohliche Gesamtlage im Hause Wagner
Nach nur vier Jahren stellt Siemens sein finanzielles Engagement für die Bayreuther Festspiele ein, um sich "anderen Projekten zuzuwenden". » weiterlesen
"Ich wurde halt genommen...": Der Münchner Harfenist Christoph Bielefeld und das Schulternzucken eines Virtuosen
Er sitzt in einem breiten Ledersessel und erzählt, als würde er jeden Tag ein Interview geben. Er trägt Brille, Jeans und Turnschuhe, blondes, kurzes Haar, dazu ein souveränes, professionelles Auftreten und als Accessoire diese Art von Lässigkeit, die bei klassischen Musikern zu Unrecht mit Arroganz verwechselt wird. Das „Du“, das er gleich nach dem ersten Händedruck anbietet, ist offen und freundlich – auf geschäftlicher Ebene. Gelegentlich lehnt er sich zurück, die Hände über den Knien gefaltet. » weiterlesen
Sommertheater (Folge vier): "Die Legende vom Heiligen Trinker" in der Roten Sonne – Komm, schenk noch einen ein
Wodka oder Jägermeister? Vor der Eingangstür steht ein Engel, klimpert mit den Wimpern und stellt einen vor die Wahl. Wodka. Runter damit. Und dann die Treppe runter in die „Rote Sonne“, dort gibt es heute Joseph Roths „Legende vom Heiligen Trinker“ zu sehen. Weil einem die Entscheidung, ob man heute Abend Alkohol trinkt oder nicht, gleich zu Beginn des Abends so zuvorkommend abgenommen wurde und man sich in einer Kneipe, also quasi an der Quelle befindet und zudem Durst hat, spricht eigentlich nichts dagegen, dass man sich gleich mal ein Bier holt. Oder einen Prosecco. Oder einen Wodkabull. Oder einen Gin Tonic. Was man halt mag. » weiterlesen
Freitagsgedanken (Folge 7): Eine Expedition in die verworrene Begrifflichkeit der Musikstile
Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Schrank vor sich, mit tausenden von Schubladen. Und Sie haben etwas in der Hand, das Sie da irgendwo einordnen müssen. Sie versuchen es. Nach einer Weile stellen Sie fest, es passt nirgendwo hinein. Nicht, dass es zu groß wäre. Nein, die Schubladen sind alle schon bis zu einem gewissen Grad gefüllt, und Ihr Objekt muss inhaltlich hineinpassen. Sie sind kurz vor dem Verzweifeln, als Sie zwischen zwei Schubladen, die beide eine Teilmenge Ihres gesuchten Inhaltes abdecken, ein bisschen Platz ausmachen. Schon rücken Sie mit Säge und anderen Werkzeugen an und kreieren einfach eine neue Schublade. Sie ist schmal, das Objekt passt nur ganz knapp hinein. Aber Sie haben es eingeordnet und sind zufrieden. Sie lehnen sich zurück und feiern sich selbst. Als der Erfinder des Melodic Thrash Acid Samba. » weiterlesen
Puccinis "Edgar" in der Allerheiligen Hofkirche: eine Münchner Erstaufführung nach mehr als hundert Jahren
Regisseur Andreas Wiedermann hatte eine Idee. Bei ihm beginnt Puccinis Frühwerk "Edgar" mit einem zehnminütigen, stummen Defilee des Chores: Von links rennen, hasten oder schlurfen die einzelnen Akteure über die Bühne zu einem am rechten Rand stehenden Schreibtisch, an dem der Held Platz genommen hat. Geduldig stempelt er Formulare. Ein kleiner Beamter schiebt Dienst - und träumt ganz nebenbei davon, einmal ein richtiger Supermann zu sein. » weiterlesen