Langatmig? Lustvoll! Laut? Zaghaft! - Das Kammerorchester im Prinzregententheater

von Volker Boser

Mittlerweile scheint es zum guten Ton zu gehören, dass in Konzerten - auf welche Weise auch immer - an die Tragödie in Japan erinnert werden muss. Dirigent Alexander Liebreich wählte im Prinzregententheater als Trauermusik Avo Pärts „For Lennart in memoriam“, eine reichlich langatmige Streicher-Elegie (2006), der auch die geballte Intensität des Münchener Kammerorchesters nicht auf die Sprünge half.

Im Vergleich dazu bot „Syrmos“ von Yannis Xenakis, 47 Jahre früher komponiert, geradezu avantgardistisches Neuland. Die aufmüpfigen Glissando-Abenteuer, mal laut, dann wieder im Flüsterton, hatten es in sich, auch deshalb, weil sie überaus lustvoll serviert wurden. Schwellenangst kennt das Kammerorchester-Publikum längst nicht mehr. Es wurde lebhaft applaudiert.

Mit Schumanns „Rheinischer“ Symphonie zum Ausklang hatte Alexander Liebreich dann allerdings weniger Glück. Zwanzig Streicher waren gegen fast ebenso viele Bläser ohne Chance. Sie wurden gnadenlos zugedröhnt.

Ein bunt gemischtes Programm, bei dem das erste Cellokonzert von Schostakowitsch unversehens in den Mittelpunkt rückte. Andreas Brantelid musizierte engagiert, aber allzu vorsichtig. Zu hoffen bleibt, dass der 24jährige Däne in ein paar Jahren hier nicht nur energischer zupackt, sondern auch den melodischen Momenten mehr entlockt als lediglich zaghafte Klangfarben-Akrobatik.

Veröffentlicht am: 19.04.2011

Über den Autor

Volker Boser

Volker Boser ist seit 2010 Mitarbeiter des Kulturvollzug.

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