Der einfache, eindringliche Einfall: Franz Hummels "Hexen 1x1" in Augsburg

von Volker Boser

Foto: Christian Potschak

Hexen, die sich bei Bedarf in Frösche verwandeln, Kinder, deren Träume nicht ernst genommen werden, Mäuse und Elfen – eine höchst unterschiedliche Gesellschaft versammelt sich in einer vergammelten Fabrikhalle. Ein „Traumraum“, den es zu verteidigen gilt, denn er soll saniert werden. Doch die bösen Investoren werden in die Flucht geschlagen.

Franz Hummels Märchenoper „Hexen 1x1“, die jetzt im Augsburger Textilmuseum uraufgeführt wurde, kommt zwar

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nicht ohne den empört erhobenen Zeigefinger aus. Aber zum Glück treibt es Ursula Gallis Text nicht allzu bunt. Er ist kindgerecht zusammen gebastelt: „Ich steh' im Licht, ihr steht im Dunkeln! Ihr seht mich wie ein Sternchen funkeln!“ wünscht sich Thomas, der Möchtegern- Popstar, während Boris mit einem Kissen im Bauch seine Körperfülle bejammert. Dass sich die Hexen mittlerweile reichlich antiquiert vorkommen, weil niemand mehr auf ihre Zaubereien hereinfällt, ließ sich ebenfalls mühelos nachvollziehen.

Komponist Franz Hummel servierte dazu mal einen Bayrisch-Zwiefachen, dann verklausulierten Dreivierteltakt, Musical-Stimmung und Jazz-Freiheiten, Dur und

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Moll, geschickt aneinandergereiht. Statt verquaster Eskapaden dominiert der einfache, eindringliche Einfall. So eine Musik schreibe er eigentlich nie, meinte Hummel hinterher. Und frech ließe sich antworten, dass sie vielleicht gerade deshalb so wunderbar gelungen ist.

Die Premierenbesucher, jung und alt, hatten die von der Schwäbischen Opern- und Orchesterakademie Juventhusias und der Augsburger Ballettschule Payer initiierte und verantwortete Aufführung rasch ins Herz geschlossen. Am Ende Riesenbeifall – auch von Juliane Vötteler, der Intendantin des Theaters Augsburg. Natürlich hat sie mitbekommen, dass die Vorstellung bereits Tage zuvor restlos ausverkauft war. Was in ihrem Haus höchst selten vorkommt.

Wieder am 26., 27. März und 1.,2. April im Augsburger Textilmuseum, Info unter 0821/ 3244900

Veröffentlicht am: 24.03.2011

Über den Autor

Volker Boser

Volker Boser ist seit 2010 Mitarbeiter des Kulturvollzug.

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