Am Ende gewinnen die Loser: Die City Sisters bei Heppel & Ettlich

von Gabriella Lorenz

Sie sind ein köstliches Krawall-Duo: Eine verkrachte Komikerin und eine offenbar von 1900 übriggebliebene Staatstheater-Diva. Bei ihrer Probe für einen gemeinsamen Auftritt prallen „Zwei Genies am Rande des Wahnsinns“ zusammen. Die Berliner City Sisters spielen die schrille Theater-Komödie der Woesner Brothers bei Heppel & Ettlich - ein wilder Spaß.

Denn es gibt ein grundlegendes Missverständnis: Die Unterhalterin glaubt sich für eine Hochzeit gebucht, die Tragödin für eine Trauerfeier. Was bei der Programm-Gestaltung andere absurde Missverständnisse nach sich zieht. Die Weiber stehen sich an Neurosen nichts nach: Die Tingeltangel-Frau Schmiddt - mit "ddt" wie "DDT" - (Nadin Lucia Brehm in Pop-Klamotten) kriegt bei Schiller und Shakespeare Schweißausbrüche sowie bei Rauch und Alkohol seltsame Anfälle. Die Schauspielerin Högenstein (Ina Bährend im strengen Anzug übertreibt die Exaltation anfangs) ist allergisch auf Schweiß, raucht, säuft und kriegt bei Beethoven unkontrollierbares schweres Beinzucken. Viel Stoff für Zickenstreit und Bühnenparodien vom überpathetischen Schiller-Gedicht bis zur grotesk variierten Liebesszene aus „Romeo und Julia“.

Witzige Wörterverwechslungen, Wortspiele, Klassiker-Zitate und Beleidigungen summieren sich zur schrägen Backstage-Comedy. Die spielen Bährend und Brehm mit Komik und Verve bis hin zur (Zeitlupen-)Prügelei wegen eines Ex-Lovers. Da flippt die Diva aus und singt eine Vulgär-Version des Schlagers „Er gehört zu mir“. Und am Schluss haben beide Loser gewonnen.

Veröffentlicht am: 23.03.2011

Über den Autor

Gabriella Lorenz

Gabriella Lorenz ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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