"In geheimer Mission" von Maria Peschek im Tams-Theater

Nichts ist verrückter als zwei Clowns mit philosophischen Abschweifungen

von Gabriella Lorenz

Maria Peschek und Anette Spola "in geheimer Mission". Foto: Hilda Lobinger

Was tun zwei Geheimagenten, deren Mission so geheim ist, dass sie selbst nicht wissen, worum es  geht?  Sie machen Brotzeit. Und Charlie ärgert sich wieder, dass Beppi die Butter nie bis an den Stullenrand schmiert. Zum fünften Mal seit zehn Jahren stürzen sich Beppi und Charlie alias Anette Spola und Maria Peschek im TamS gemeinsam in Abenteuer.

Die Uraufführung des jüngsten Peschek-Thrillers „In geheimer Mission“ inszenierten eine ominöse M. von Spolinski & Partner, hinter denen man Spola & Peschek vermuten darf. Sie bündeln hier alle schrägen Tams-Eigenheiten zu purer, bayerisch-komischer Absurdität.

Die Autorin Maria Peschek hat hier die Kunst, auf einer Glatze Locken zu drehen, auf die (Haar-)Spitze getrieben. Denn es gibt nichts, was sich als Plot erzählen ließe. Nur die zwei Agenten-Clowns, die in einer zirkusreifen Begrüßung mehrmals aneinander vorbeistolpern, ehe sie sich zur Umarmung finden. Und dann über ihre geheime Mission rätseln. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was haben wir hier verloren? Das sind nur einige der existenziellen Fragen, die sich auftun. Der einzige rote Faden in diesen mäandernden, sprunghaften Dialogen und Streitereien schiebt sich aus einem Türloch. An ihm hängt ein dicker Blutstropfen, drunter breitet sich eine Blutlache aus - Rotkäppchen hat den Wolf erschossen.

Rotkäppchen und der Wolf, Hänsel und Gretel oder eine Ballerina mit Partner  tauchen als groteske, stumme Figuren wie  Traum-Einsprengsel im Hintergrund auf. „Vielleicht ist's ja ein Märchen“, mutmaßt Beppi über ihre eigene Story.  Als Polizist mit Schlagstock verhaftet Helmut Dauner die Geheimagenten, weil sie sich nicht ausweisen können, Isabel Kott als scharfer Polizeihund knurrt sie böse an, und rund um einen rohen Sperrholzverschlag mit Türen und Fensterklappen (Ausstattung: Claudia Karpfinger) gibt's wilde Slapstick-Verfolgungen. Alles ist so verrückt, wie es nur zwei Clowns erleben können, die sich mit philosophischen Abschweifungen und poetischen Erinnerungen an ein heiteres Früher  („In unserem Schatten hat sich  jeder gern gesonnt.“) ein Leben zusammenfantasieren.

Sie sind ein wunderbar aus der Zeit gefallenes Komikerpaar: Charlie Peschek mit Rucksack und dick gepolstertem Hinterteil ist polternd und pragmatisch,  Beppi Spola im schmalen Schlauchkleid abgeklärt, aber ängstlich. Weil sich ihnen ihre Mission nicht erschließt, wollen sie einen „geistigen Abdruck“ hinterlassen und ihre Erlebnisse als Bestseller aufschreiben. Da ist das Ende das Wichtigste - und das muss geheim bleiben.

TamS, bis 1. Mai 2013, Mi - Sa 20.30 Uhr,  Telefon 345890, www.tamstheater.de

Anm. d. Red. (22.4.2013, 17.50 Uhr): Das Foto zum Text wurde ausgewechselt, da das Tams aktuelleres Bildmaterial von Hilda Lobinger geliefert hat. Dieses möchten wir den Leserinnen und Lesern natürlich nicht vorenthalten.

Veröffentlicht am: 22.04.2013

Über den Autor

Gabriella Lorenz

Gabriella Lorenz ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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