Ballettfestwoche 2012

Temperamentvolle Partystimmung bei der Matinee

von Volker Boser

Es ist mittlerweile guter Brauch, dass die Ballettfestwoche mit einer Matinée der Bosl-Stiftung endet. Diesmal tanzten die Junior Company des Bayerischen Staatsballetts und Studenten der in der Musikhochschule integrierten Ballett-Akademie.

Hochwertiges Repertoire: Das Bayerische Staatsballett II (Plakat: Bayerisches Staatsballett)

Konstanze Vernon, die sich für ihr Engagement um den Nachwuchs längst eine olympische Medaille verdient hat, überbrückte die Verschnaufpausen der Akteure im ausverkauften Nationaltheater mit launischen Reminiszenzen an ihre eigenen Anfänge – und warb darum, eine Patenschaft zu übernehmen. Anruf genügt (089/24443470).

Das Programm enthielt einige sehr unterschiedliche Choreographien, die engagiert bewältigt wurden, aber nicht immer überzeugen konnten. Etwa die Auswahl aus Balanchines Gershwin-Potpourri „Who Cares? “: Damit hatte schon das Bayerische Staatsballett vor Jahren Probleme, weil sich Broadway-Charme eben nur schwer erlernen lässt. Vor allem die Soloauftritte wirkten allzu brav, gelegentlich fast hilflos.

Die Ballett-Akademie steuerte  Prokofjews „Symphonie classique“ in der Choreographie von Jan Broeckx und Kirill Melnikov bei. Kinder auf der Bühne sind immer ein Hit. Immerhin: die spielerischen Momente überwogen, Drill ließ sich erahnen, und das war auch gut so.

Unterschiedlich die Qualität der beiden Uraufführungen. Während Slava Samodurov  die Naturmusikfloskeln Respighis („Gli Uccelli“) mit reichlich verwirrenden Schrittfolgen garnierte, punktete Richard Siegal mit einer kessen Jazz-Suite, deren nichtssagender Titel ("The New 45/16´55´´") zum Glück keinen Einfluss hatte auf die temperamentvolle Party-Stimmung unter den jugendlichen Protagonisten. Über Lautsprecher hörte man Harry Belafonte singen, Richard Boone brabbeln (oder war es Clark Terry?), Benny Goodman, Oscar Peterson – und eine Menge Kratzer auf den alten Schallplatten. Hinreißend.

Veröffentlicht am: 01.05.2012

Über den Autor

Volker Boser

Volker Boser ist seit 2010 Mitarbeiter des Kulturvollzug.

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