Salzburg: Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker liegen der spröden Renée Fleming zu Füßen

von Volker Boser

Nach ihr werden Desserts benannt: Renée Fleming (Foto: DECCA /Andrew Eccles)

Renée Fleming weiß, worauf es ankommt. Einst erfrischend natürlich, gibt sie sich nun als mondäne Primadonna. Die Blumen, die sie am Ende ihres Salzburg-Trips bekommt, lässt sie wieder heraustragen. Sie hat keine Hand frei. Das Abendkleid muss gerafft werden.

Die wirklichen News erfahren wir aus dem Programmheft: Meisterkoch Daniel Boulod hat eines seiner Desserts „La Diva Renée“ genannt. Die Erlöse aus Renée Flemings vor drei Jahren lancierten Parfüm-Linie gehen an die New Yorker Metropolitan Opera. Und auch woher ihr Schmuck stammt, wird verraten. Gesungen hat sie aber auch.

Vier Lieder und die Final-Szene aus dem ersten Aufzug der „Arabella“ von Strauss genügten, um das Publikum einzulullen. Und auch Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker lagen der Diva zu Füssen. Fernsehkameras hielten das Ereignis fest. Es wird eine DVD geben. Doch ob man die wirklich haben muss, darf leise angezweifelt werden.

Denn mittlerweile klingt die Stimme vor allem dann, wenn sie auf kurzem Raum zu reagieren hat („Winterliebe“), reichlich spröde. Die Melodiebögen gelingen zwar perfekt, doch längst nicht mehr mühelos („Gesang der Apollopriesterin“). Der Arabella scheint Renée Fleming entwachsen. Und was schon bei ihren Münchner Auftritten verärgerte: Von den Texten war kaum etwas zu verstehen.

Vertrauen in die "Strauss-Routine": Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker (hier bei einem anderen Salzburger Konzert, Foto: Silvia Lelli)

Wie gut die Wiener Philharmoniker sein können, wenn sie nur wollen, war dann in der „Alpensinfonie“ allgegenwärtig. Christian Thielemann konnte es sich leisten, selbst im größten Getümmel gelassen zu bleiben und der klanggewaltigen Strauss-Routine des Orchesters zu vertrauen - energische Bläser, dazu der seidene Sound der Streicher, das alles war von überwältigender Eindringlichkeit. Dass das Stück in seinen musikalischen Einfällen Löcher aufweist wie ein Schweizer Käse, ließ sich freilich nicht vertuschen.

Veröffentlicht am: 09.08.2011

Über den Autor

Volker Boser

Volker Boser ist seit 2010 Mitarbeiter des Kulturvollzug.

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