Unterwegs mit der Sustain-Crew in Sachen Drum and Bass

Von Bristol ans Schwabinger Tor

von Olga Levina

Am DJ-Mischpult (v. l. n. r.) zu sehen sind La Loakaii, CasCo, Cyklos und der Crew-Gründer Florian Kirchmeier. Foto: Olga Levina

Seit Jahren ist Sustain Munich präsent in der hiesigen Bar- und Clublandschaft. Und das, obwohl die insgesamt europaweit ausgerichtete Bookingpolitik der Crew ihren Schwerpunkt auf der britischen Heimat des Drum and Bass hat. Doch was genau ist das eigentlich für eine Musikrichtung und wo in München findet man sie?

Zum Teil beruht Drum and Bass auf dem später oftmals verarbeiteten Sample "Amen Break" aus dem Jahr 1969 – einem Schlagzeugsolo aus dem Stück "Amen, Brother" der Soulband The Winstons. Der heutigen, aus dem Breakbeat entwickelten elektronischen Variante, begegnet man erst im Jahr 1992 in Großbritannien. Gekennzeichnet durch Jungle-Elemente, harte Beats und Bässe, entwickeln sich daraus diverse Untergenres, die die heutige Drum-and-Bass-Kultur ausmachen. Obwohl diese Musikrichtung seit etwa 1996 auch außerhalb Englands populär ist, bleibt das Zentrum der Bewegung bis heute in London und Bristol.

Lisa Holzers Ausstellung "Esst mich!" setzt sich mit dem Thema Begehren auseinander. Foto: Olga Levina

Typisch für die deutsche Drum-and-Bass-Szene ist das Underground-Gefühl, vor allem in den Anfängen. Heute wie damals gehört es dazu, obwohl Drum and Bass seit Langem in einer Vielzahl großer Clubs zu finden ist. So auch in München. Und dabei fällt besonders auf die stets aktive Sustain-Crew von Florian Kirchmeier, der mit dem englischen Begriff Sustain darauf anspielt, dass die Szene "erhalten" werden soll.

Die DJs CasCo (l.) und Cyklos (r.) beim Back-to-Back-Auflegen nach der Vernissage. Foto: Olga Levina

Bestehend aus den DJs CasCo, Zebster und Cyklos, ist die Crew nicht nur in Münchner Clubs und Kneipen, sondern auch auf Kunstevents anzutreffen. So auch auf der Doppelvernissage von Lisa Holzers experimenteller Ausstellung "Esst mich!" und Shezad Dawoods Filmzyklus "Leviathan" am 24. Mai 2019 im Kunstverein München. Aus Dawoods Auseinandersetzung mit globalen Umwelt- und humanitären Krisen und Holzers Erkundung der Logik des Begehrens durch Bilder, Texte und performative Gesten entwickelt sich eine abwechslungsreiche und ungewöhnliche Vernissage - in Kombination mit der Afterparty von der Sustain-Crew und La Loakaii.

CasCo und MC Kryptomedic beim Open Air "World 1 - Global Bass" am Schwabinger Tor. Foto: Olga Levina

Nur einen Tag später, am 25. Mai 2019, ist Sustain beim zweitägigen Open Air "World 1 - Global Bass" am Schwabinger Tor anzutreffen. Dort gibt es ein breites Musikspektrum zu hören, das von Human Beatbox über Dubstep und Jungle bis hin zu UK Garage, Drum and Bass und Trip Hop reicht. Trotz des schlechten Wetters lassen sich die Besucher nicht davon abhalten zu tanzen und die Musik zu genießen. Einen gelungenen Abschluss bildet CasCos Auftritt mit MC Kryptomedic, der im Namen der Sustain-Crew den Drum and Bass vertritt.

Ein Hochhaus-Videomapping der Künstlerin Betty Mü neben der Global-Bass-Bühne. Foto: Olga Levina

Die mittlerweile deutschland- und europaweit aktive Crew trifft man immer noch am häufigsten in Münchner Clubs wie der Roten Sonne, dem Sunny Red und dem Feierwerk an. Aber auch im Bob Beaman, Milla Club und Kong veranstalten sie viele Events. Dabei arbeiten sie mit namhaften Musikern zusammen, wie etwa Breakage, Commix oder Hybrid Minds, SP:MC, MC DRS, Gerra and Stone und Visionobi, die typisch britischen Drum-and-Bass-Sound in die bayerische Landeshauptstadt bringen.

Für den nächsten Sustain-Abend ist ebenfalls Support aus England eingeplant: Mark System, der neugierig auf britischen Drum and Bass und Jungle macht. Schön zu sehen, wie sich Clubkulturen vermischen und in München ein europaweiter Knotenpunkt für den musikalischen und interkulturellen Austausch entsteht.

 

Veröffentlicht am: 31.05.2019

Über den Autor

Olga Levina

Redakteurin

Olga Levina ist seit 2012 beim Kulturvollzug.

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