Wärme in schwarz-weiß - Landschafts-Fotografien von Cara Weston in München

von Achim Manthey

Clouds over Northern CA (Foto und Copyright: Cara Weston, courtesy Galerie Stephen Hoffman)

"The most beautiful place on earth" - das sind für die amerikanische Fotografin Cara Weston die Landschaften an der Westküste der USA. Die Galerie Stephen Hoffman zeigt in der Ausstellung "West Coast Spirit" rund 40 Aufnahmen der Künstlerin.

Landschaftsfotografien können schnell langweilig sein, zu schön, zu süßlich.Fotokunst beginnt da, wo der Lichtbildner das Gesehene mit seinen Brüchen erkennt und einfängt oder seine Gefühle zum Objekt auf den Betrachter übertragen kann. Die nun in München eröffnete Ausstellung zeigt ruhige, friedliche, von der Liebe zu den gezeigten Landschaften geprägte Aufnahmen der amerikanischen Westküste. Der Betrachter spürt die Inspiration, die die Fotokünstlerin durch das, was sie sieht, erfährt. Die zerreissenden Wolken über der Küste, die durch die Wolken brechende Morgensonne über dem waldigen Tal, der Fels am Meer mit dem hölzernen Strandgut. Oder der Riesenkaktus, der durch die gewählte Perspektive vor dem Betrachter zurückzuweichen, ja nach hinten wegzukippen scheint.

Cara Weston (geb. 1957) stammt aus einer amerikanischen Fotografen-Dynastie. Ihr Großvater, Edward Weston (1886 bis 1958) war einer der bedeutensten Fotografen des 20. Jahrhunderts und Mitbegründer der legendären Gruppe f/64, der unter anderem Ansel Adams und Willard Van Dyke angehörten. Auch ihr Vater Cole Weston und ihr Onkel Brett Weston waren berühmte Fotografen, bei denen sie lernte. Cara, die in Carmel, Kalifornien, geboren wurde und aufwuchs, arbeitete lange als Direktorin des Weston Gallery in Carmel, wo sie zahlreiche Ausstellungen der Fotografen ihrer Familie, aber auch von Fotokünstlern wie Ansel Adams, Yousuf Karsh und Micheal Kenna kuratierte.

Rock and Wood (Foto und Copyright: Cara Weston, courtesy Galerie Stephen Hoffman)

In ihren eigenen Arbeiten versucht Cara Weston, sich streng abzugrenzen von ihren Vorvätern, ihren eigenen Neigungen und Betrachtungsweisen zu folgen. Sie möchte sich weder mit Großvater noch mit dem Vater vergleichen. Obwohl sie anfangs ausschließlich auf schwarz-weiß-Film belichtete, bekennt sie sich heute offen auch zur Digitalfotografie.

Die in der Ausstellung gezeigten Aufnahmen zeigen, dass sich die Fotokünstlerin doch dem Geist Edward Westons verpflichtet fühlt. Die Bilder stehen in bester Tradition amerikanischer Landschafts-fotografie, Einflüsse auch des großen Ansel Adams sind unverkennbar. Während dessen Bilder zuweilen mit einem glasklaren, in Stahlfässern ausgebauten Chardonnay zu vergleichen sind, strahlen Cara Westons Fotografien Wärme aus. Sie zeigt das Land, das ihr Land ist.

Spektakulär ist das, was gezeigt wird, nicht. Labsal für Augen und Seele können die Bilder sein. Allein deshalb empfehlen wir den Besuch der Ausstellung. Einige Aufnahmen hätten wir uns großformatiger gewünscht, aber dafür bietet die kleine Galerie leider den Raum nicht.

Die Münchner Ausstellung ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin. Sehr aufgeregt sei sie, weil ihr diese Möglichkeit gegeben werde, schreibt sie auf ihrer Internetseite. Das hatte sich zur Ausstellungseröffnung am vergangenen Freitag gelegt. Eine selten uneitle, überaus sympatische Fotografin durfte man dort erleben.

Die Ausstellung "West Coast Spirit" ist bis zum 12. März 2011 in der Galerie Stephen Hoffman, Prannerstraße 5 in München Di. bis Fr. von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 18.30 Uhr, Sa. von 11 bis 16 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbaung zu sehen. Der Eintritt ist frei. Tel. 089-25540844

Veröffentlicht am: 14.02.2011

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