Portrait-Fotografien von Jan C. Schlegel bei Bernheimer

Kunstwerk Mensch

von Achim Manthey

Biwa (44) with Corocodile, Karo Tribe, Ethiopia 2010 (c) Jan C. Schlegel, courtesy Bernheimer Fine Art Photography

In der Ausstellung "Faces" sind Portraits des deutschen Fotografen Jan C. Schlegel zu sehen, die auf seinen ausgedehnten Reisen zu Naturvölkern in Afrika und Asien entstanden sind. Sie zeigen den Menschen als Kunstwerk.

Katakula gibt es doppelt und übers Eck. Jan C. Schlegel hat die 18-Jährige 2012 in Namibia entdeckt und portraitiert. Die beiden in der Ausstellung gezeigten Fotografien zeigen die junge Frau mit derselben Miene, gleichem Schmuck, gleicher Frisur und gleicher Pose mit über der Brust gekreuzten Armen - aber einmal mit offenen und dann mit geschlossenen Augen. Es sind zwei in Aussage und Gehalt völlig unterschiedliche Bilder.

Zarmeda (83), Kalishi, Pakistan 2009 (c) Jan C. Schlegel, courtesy Bernheimer Fine Art Photography

Wie Irving Penn oder Dana Gluckstein vor ihm hat der Fotograf Jan C. Schlegel auf Reisen durch 61 Länder dieser Erde die Schönheit der Menschen indigener Völker entdeckt und zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht. Die Welt verändert sich rasant. Auch für die Naturvölker und kleinen Stämme, die heute noch in abgeschiedenen Gegenden weitab von westlicher Zivilisation und Touristenströmen leben, wird es schwieriger, ihre Lebensgewohnheiten, Traditionen und Riten aufrecht zu erhalten. Schlegels Aufnahmen bewahren, was an ethnokultureller Identität dieser Völker und Stämme geblieben ist.

Als Lichtbildner ist Jan C. Schlegel ein Frühentwickler. 1965 im Schwarzwald geboren wurde bereits in der Schule sein Interesse für die Fotografie geweckt. Bei einem Fotowettbewerb gewann er eine Seminarteilnahme bei Walter Schels an der Staatslehranstalt für Photographie in München. Bei Toni Schneiders lernte er weiter, durchlief am Bodensee eine Lehre und war bereits mit 18 Jahren ausgebildeter Fotograf. Er unterrichtet an der University of The Nations und nimmt seine Studenten auch mit auf seine Reisen. Seine Schwarz-Weiß-Fotografien entstehen analog mit einer 4 x 5 klappbaren Laufbodenkamera auf Film. Die Abzüge auf Barythpapier tont er einzeln mit einer von ihm selbst entwickelten Emulsion, was den Bildern besondere Tiefe, Kraft und nicht zuletzt Einzigartigkeit verleiht.

Monteria (19), Nuristani, Pakistan 2009 (c) Jan C. Schlegel, courtesy Bernheimer Fine Art Photography

Stolz posiert der 44-jährige Biwa vom äthiopischen Stamm der Karo vor dem Fotografen, einmal im Halbprofil mit fest von den Händen umfassten Speer und dann frontal mit dem erlegten Krokodil auf den Schultern. Wir begegnen Dobo (61) vom gleichen Stamm, der 83-jährigen Zarmeda aus dem pakistanischen Kalashi, ebenso wie der zehnjährigen Monteria aus dem Volk der Nuristani in Pakistan. Sie sieht den Betrachter mit großen, klaren Augen an; fast scheinen sie blau zu strahlen. Ein wenig erinnert die Aufnahme an das berühmt gewordene Foto des Magnum-Fotografen Steve McCurry und ist in seiner Eindringlichkeit doch so ganz anders.

Schlegel nimmt seine Protagonisten in ihrer gewohnten Umgebung auf Dorf- und Marktplätzen oder am Straßenrand auf. Lebensumstände oder -umfelder sind indes nicht erkennbar. Ein schlichter grauer Hintergrund, nichts lenkt von der Anmut der Portraitierten ab.

Es sind beeindruckende Bilder, die Menschen unterschiedlicher Kulturen in ihrer Einzigartigkeit und Schönheit zeigen. Der Mensch als Kunstwerk.

Bis zum 3. August 2013 bei Bernheimer Fine Art Photography, Brienner Straße 7 in München, Di bis Fr 10 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 16 Uhr, Eintritt frei.

Veröffentlicht am: 22.07.2013

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