Malerei von Matthias Brock

Obst ist gesund - so viele Tiere können nicht irren

von Achim Manthey

Rund wie eine Pyramide, 2008 (c) Matthias Brock, courtesy Galerie Gunzenhauser

Die Ausstellung "Fruchtbare Momente" zeigt Gemälde von Matthias Brock. Sie sind "lebendige Stillleben" und so widersprüchlich wie dieser Begriff.

Viel Obst kommt vor auf den Bildern. Schon aus diesem Grund ist der Besuch der Schau nicht ungesund. Da richten sich drei Zitronen aneinander auf zu einem "Gipfel" - so der Titel des 2012 entstandenen Gemäldes -, der erklommen wird von einer Eidechse. Der Grashüpfer ist hingegen noch skeptisch angesichts der prallen, sich auftürmenden Pfirsiche, "Rund wie eine Pyramide" ist das Bild von 2008 betitelt. Saftig-rote Erdbeeren locken Schmetterling und Heuschrecke auf den "Strawberry Hill" (2012).

Die Kombination von Pflanzen und Tieren, die Matthias Brock in seinen naturalistisch-figürlichen Szenen wagt, scheint nicht zueinander zu passen. Auf den ersten Blick. Beim zweiten jedoch ergibt sich Spannung aus diesen Widersprüchen, weil man dergleichen selten gesehen hat. Es sind fantasievolle Motiv-Mischungen, die dort zusammenkommen. Wie bei "La dorade": Der verblichene Fisch, kunstvoll drappiert an Melone und - naja - Semmel, ergäbe zunächst ein klassisches Stillleben, das allerdings durch ein offenkundig munteres Mäuschen, das die Szenerie neugierig beäugt, ins Leben zurückgeführt wird.

Calore, 2012 (c) Matthias Brock, courtesy Galerie Gunzenhauser

Matthias Brock, 1962 in Bielefeld geboren, studierte an der Kunstakademie Münster bei Johannes Brun und H.-J. Kuhna. Von 1993 bis 1995 hatte er dort einen Lehrauftrag im Fach Aktmalerei inne. Er lebt und arbeitet in Köln.

Die in satten Farben ausgeführten Gemälde zeugen von einer gehörigen Portion Humor des Künstlers, der durchaus auch einmal schwarz werden kann: Eine nachgerade faustische Szene bietet sich dem Betrachter von "Candlelight Dinner", wo eine Fledermaus im fahlen Schein der Kerze ihr Nachtmahl in bereits verschwindender Gestalt einer Heuschrecke verzehrt. Und Skorpion und Kröte treffen sich zu einem "Danse macabre" mit ungewissem Ausgang. Das Leben spielt die Szene, das gleichnamige Klavierstück von Franz Liszt gibt die Begleitmusik.

Die Ausstellung, die Alfred Gunzenhauser, der schon Größen wie Otto Dix und Gabriele Münther vertrat, in seinen Räumen hoch über der Isar zeigt, ist sehenswert. Frühlingshaft durch ihre Farbfreudigkeit, heiter durch den Widerspruch der Kompositionen, nachdenklich stimmend durch eine unterschwellige Morbidität, die von den Bildern ausgeht und an den Begriff der nature morbide, der französischen Bezeichnung für Stillleben denken lässt.

Bis zum 30. April 2013 in der Galerie Gunzenhauser, Mauerkircherstraße 2/IV in München, Di-Fr 12-18 Uhr, Eintritt frei.

Veröffentlicht am: 17.04.2013

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