Kleine Kunst- und Kulturorte in und um München(7)

Die Gipfel im Regal

von Achim Manthey

Zusammen mit dem Tower des alten Flughafens ergibt sich ein beeindruckender Blick (Foto: Achim Manthey)

Mitten im Messesee an der Neuen Messe Riem sind ein Regal und eine Vitrine installiert. Der Münchner Bildhauer Stephan Huber spielt damit auf typische Messemöbel an und schaut ohne Ofenrohr ins Gebirge.

Wenn da nicht gerade ausgestellt wird ist nicht viel los auf dem Gelände der Neuen Messe Riem in München. Einige Bewohner der benachbarten Parkstadt, die aktuell etwas ins Gerede gekommen ist wegen baulicher Mängel an den Wohnungen einerseits und Ghettoisierung andererseits, führen da ihre Vierbeiner spazieren oder hocken - je nach Gusto rauchend oder nicht - teils redend, teils schweigend am Ufer des, dem Messebau vorgelagerten Sees. Und sehen - Alpengipfel.

Die Gipfel im Regal (Foto. Achim Manthey)

Auf dem Areal des ehemaligen Münchner Flughafens, der 1992 ins Erdinger Moos verlegt worden war, entstand das neue Messezentrum der Stadt neben der benachbarten Wohn-Diaspora. Für optische Auflockerung sollte ein künstlich angelegter See, der terrassenförmig verläuft, sorgen. Inmitten dieses Gewässers wurde 1997 die Großskulptur "Gran Paradiso" des Münchner Bildhauers Stephan Huber (61) gepflanzt. Auf einem metallenen Regal sind dort in alphabetischer Reihenfolge von oben links nach unten rechts Reliefs von Alpengipfeln zu bestaunen, vom Riguille Verte im Montblanc-Massiv der französichen Westalpen bis hin zur deutschen Zugspitze. Der namengebende Gran Paradiso ist mit 4061 Metern der höchste Berg der grajischen Alpen und liegt im italienischen Aostatal.

Und manchmal, wenn man Glück hat, geht die Sonne über allen Gipfeln unter (Foto: Achim Manthey)

 

Im nördlichen Teil des Messesees befindet sich eine - ebenfalls von Stephan Huber entworfene - fünf Meter hohe Vitrine, in der sich zwölf große Alpenflüsse und -seen in blauer Neonfarbe schlängeln. Die Kunstwerke nehmen einerseits typische Messeutensilien - Regal und Vitrine - auf, symbolisieren aber auch die Nähe des Ortes zu den Alpen. Und in der Tat: Einen guten Kilometer in südöstlicher Richtung vom Messesee entfernt findet man eine parkartige Anlage mit einem Hügel, von dem aus man bei entsprechender Witterung tatsächlich das ganze Alpenpanorama sehen kann. Ein Blick auf die Stadt und den Riemer See ist inklusive. Und das kann dann schon einmal paradiesisch sein.

Messegelände München-Riem, BAB München Passau oder U-Bahn- Linie U2, Haltestelle Messestadt West, jederzeit einzusehen.

Veröffentlicht am: 05.05.2013

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