Ganz schön groß, die kleinen Indianer!

von Achim Manthey

Sie malt ihre Welt. Und bringt uns dadurch den Regenwald näher. (Foto: Barbara Dombrowksi)

"Die kleinen Hüter des Regenwaldes - Indianerkinder aus Amazonien malen ihre Welt". Unter diesem Motto hat in der Galerie Little Art  in München eine Ausstellung eröffnet.  Sie ist so, wie man sich das wünscht und vorstellt: bezaubernd. Und sie hat einen sehr ernsthaften Hintergrund.

Als Amazonasbecken, auch Amazonien genannt, wird das Einzugsgebiet des Amazonas, des Rio Anapu und des Rio Tocantins bezeichnet. Es erstreckt sich über fast die gesamte nördliche Hälfte Südamerikas und springt über die Grenzen zahlreicher Staaten von Brasilien bis hin zu Equador, Peru und Bolivien. Dort steht der größte noch verbliebene Regenwald, unverzichtbar für das Klima unserer Erde. Er ist durch den Klimawandel, insbesondere aber durch direkte Einflüsse des Menschen bedroht.

Dort leben Menschen, die indigene Völker der Achuar- und Shuarinindianer beispielsweise, fernab von technischen Erungenschaften, weitgehend unberührt von dem, was in unserer Welt als unverzichtbar angesehen wird. Da gibt es keine Klingel an der Hüttentür, an der man läuten könnte. Der Besuch kündigt sich an, indem er in das große Gehäuse einer Waldschnecke bläst oder mit Hölzern an Baumstämme trommelt. Mobiltelefone, Computer, Internet gibt es dort nicht und werden auch noch nicht vermisst.

Elena Janker, Mascha Kauka, Wolfgang Tumulka (v.r.) bei der Ausstellungseröffnung (Foto: Achim Manthey)

Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung "Amazonica" entstanden ist, will dem Besucher anhand von Videos, Soundinstallationen, Fotografien und Objekten diesen Lebensraum und seine Menschen näher bringen. Welche Geräusche gibt es in der Wildnis? Wie sieht der Alltag der Indianer aus? Was gibts dort zum Frühstück? In der Ausstellung kann man es erfahren.

Mascha Kauka, die Vorsitzende der Stiftung betonte bei der Ausstellungseröffnung eindringlich, unter welch permanenter Bedrohung durch Holz- und Ölfirmen dieser Lebensraum steht. Durch radikale Abholzungen und intensivste Bohrungen werde hier Naturzerstörung in unvorstellbarem Ausmaß betrieben. Es gelte, sie aufzuhalten, um diese grüne Lunge der Erde zu retten. Gefährdet sind auch die Bewohner, die natürlichen Hüter dieses Waldes. Aber sie kämpfen dagegen an. Domingo, der Häuptling des etwa 14.500 Köpfe zählenden Stammes der Achuarindianer, betonte in einer Telefonschaltung während der Ausstellungseröffnung, wie wichtig es sei, dass die Völker Bildung erwerben, sich der modernen Welt öffnen, begreifen lernen, was um sie herum geschieht. Den Menschen  Arbeit zu geben sei die beste Waffe, um sich gegen die großen Konzerne zur Wehr zu setzen.

Kinderzeichnung (Foto: Achim Manthey)

Schwerpunkt der Ausstellung sind die etwa 40 Zeichnungen der fünf- bis zehnjährigen Indianerkinder, die Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Entstanden mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen. Malerei mit Kohle, Lehm und Pigmenten aus Samen, Wurzeln und Beeren. Die Buntstifte liefert die Natur. Die Zeichnungen zeigen eindringlich, dass die Umweltveränderungen spürbar sind und auch an den Kindern nicht vorbei gehen: Diese Welt ist gar nicht mehr so heil.

Diese Kreativität der Kinder will Elena Janker mit ihrem Verein Little Art - Organisation for children's art worldwide und der Galerie fördern und unterstützen.

Neben den Bildern zeigt die Ausstellung Objekte aus dem Alltagsleben der Indianer, exotische Dinge wie Blasrohre, Changuina genannte Tragkörbe, die mit einem Band gehalten auf dem Kopf getragen werden, Tukanfedern, bemalte Trink- und Essschalen. Die Dinge führen uns in eine andere Welt, weitab von unserer Realität und doch so wichtig für uns und unsere Existenz. Hier zeigt sich, dass unsere Freiheit weniger am Hindukusch, als vielmehr im Regenwald verteidigt werden müsste.

Große Kunst im herkömmlichen Sinn gibt es nicht zu sehen zu sehen in dieser Ausstellung. Das sorgsam, stellenweise bezaubernd aufbereitete Thema geht uns jedoch alle an. Ein Besuch lohnt sich also, und die klugerweise mitgenommenen Kinder können auch noch lernen, sich wie ein Indianer zu fühlen. Was also könnte Kunst mehr vermitteln.

Die Ausstellung ist vom 12. Januar bis 5. März 2011 in der Galerie Little Art  in der Münchner Amalienstraße 41 (Rückgebäude), Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Veröffentlicht am: 13.01.2011

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