Hofgarten-Arkaden verhängt

San Marco verweht in München - Kunst, Kitsch oder gut gemeint?

von Achim Manthey

Gehängt, gerafft im Hofgarten (Foto: Achim Manthey)

Das Feeling als nördlichste Stadt Italiens haben wir ja schon lange. Die Installation "Replika" von Ayzit Bostan und Gerhardt Kellermann verhängt die Ardaden und will uns an den Lido rücken. Mehr als ein Versuch ist es nicht.

Man meint, jeden Moment könnte Casanova heraustreten aus den verhängten Rundbögen, gehetzt, verschwitzt nach einem amourösen Abenteuer, auf der Flucht vor irgendeinem Gatten - hätte er denn bei seinem Aufenthalt in München entsprechend gewirkt. Vorbild für die Installation der Münchner Künstler sind die verhängten Arkaden am Markusplatz in Venedig.

Auch die Tradition in München, italienische Bauweisen zu übernehmen - Feldherrenhalle, Siegestor oder der Königsbau der Residenz sind bedeutende Beispiele - wollen die Installateure aufnehmen.

Durchsicht (Foto: Dorrit & Eichhorn)

"Replika" soll indes keine Replikation des norditalienischen Vorbilds sein, eher eine Verbeugung, ein Hereintragen von Leichtigkeit an den in München zwar bekannten, aber meist eilig durchschrittenen kleinen Park. Das gelingt nur bedingt.

Ohne Wind hängen die aus relativ schwerem, wetterfestem Material geferigten Vorhänge wie nasse Säcke in den Rundbögen. Auflockerung bieten lediglich Raffungen, die wohl auch den Interessen der anliegenden Galerien und Geschäfte geschuldet sind und an dem zur Ludwigstraße hin gelegenen Teil der Arkaden an den beiden Besuchstagen ausgesprochen fad und lieblos wirkten. Lediglich entlang der Galeriestraße wallte und wogte es zuweilen, was durchaus nett anzusehen war. Das Projekt hatte einen städtischen Wettbewerbs um Kunst im öffentlichen Raum gewonnen. Auch die sonst derartigen Vorhaben gegenüber eher skeptische Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung als Hüterin des Areals zeigte sich gnädig.

Die von den Künstlern gesehene Düsternis der Gänge, die tatsächlich gar nicht besteht,  wird durch die Vorhänge nicht lichter. Im Gegenteil. Stimmung kommt lediglich auf, wenn die Installation nach Einbruch der Dunkelheit illuminiert wird.

In den Arkaden wird's finster (Foto: Achim Manthey)

Das ist alles hübsch, nicht mehr und nicht weniger. "Das Gegenteil von Kunst ist nicht Kitsch, sondern gut gemeint", heißt es in der Abwandlung eines Wortes des Dichters Gottfried Benn. Nehmen wir's so.

Bis zum 22.Oktober 2012 am Hofgarten in München. Bis dahin finden im Hofgarten begleitend Lesungen und weitere Veranstaltungen statt.

 

Veröffentlicht am: 25.08.2012

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