Malerei auf Glas von Gaby Terhoven

Welten zwischen zwei Glasscheiben - transparente Rhythmen

von Achim Manthey

G2-11, 2011, Öl auf Glas (c) Gaby Terhuven, coutesy Galerie Gudrun Spielvogel

In der Münchner Ausstellung "en passant" sind jüngere Arbeiten der Künstlerin Gaby Terhoven zu sehen, die den Betrachter in Bewegung halten.

Statisch kommt man nicht recht weiter bei diesen Werken der Malerin Gaby Terhoven. Raum, Bewegung, Farbe und Licht. Das Zusammenspiel dieser Komponenten macht erkennbar, worauf die Künstlerin hinaus will. Die Arbeiten nehmen eine jahrhundertealte Tradition auf, übertragen sie auf das Heute und lösen sie zugleich auf.

Schon seit dem 14. Jahrhundert ist Glas ein Trägermedium in der Malerei. Wurden bei der Glasmalerei transparente Farben verwendet, war die Hinterglasmalerei von lichtundurchlässigen Farben geprägt. Über Italien breitete sich diese Kunstform im 16. Jahrhundert auf den Alpenraum und Mitteleuropa aus. Das Material war teuer. Daher waren es zuerst religiöse und kirchliche Motive, später auch Portraits der Fürstenhäuser und des gehobenen Bürgertums, die auf Glas zu sehen waren. Erst im 19. Jahrhundert setzte, vornehmlich von Oberösterreich ausgehend, eine Massenproduktion von Glasbildern ein. Erst in der 1970er Jahren traten Tendenzen auf, diese Darstellungsform für die moderne Malerei neu zu erschließen.

G6-09, 2009, Öl auf Glas (c) Gaby Terhuven, courtesiy Galerie Gudrun Spielvogel

Gaby Terhuven, die in Düsseldorf lebt und arbeitet, hat eine Mischform von Glas- und Hinterglasmalerei entwickelt. Zwei Glasscheiben werden durch meist unsichtbre Träger, die gleichsam eingebunden sind in das bildnerische Geschehen, in geringem Abstand aufeinander gefügt, sodass die Arbeiten dreidimensional in den Raum zu treten scheinen und zugleich partiell Einblick in das Innere des Leeraumes gewähren. Breitflächig oder nur zum Teil übermalte Flächen der hinteren Scheibe, der gläsernen Grundierung quasi, ergeben einen Kontrast zur vorderen Scheibe, die, zuweilen durch milchige Flächen unterbrochen, wiederum mit horizontalen oder vertikalen Linien, die einander kreuzen oder verfehlen, bemalt sind.

Die mehrteiligen Arbeiten beziehen den Wandhintergrund bewusst in die Installation ein. Farbsetzungen in Blau, Rot, Gelb oder Grün verdichten sich zu fassadenartigen Darstellungen oder bleiben in monochromem Weiß wie in Nebel getaucht.

Es sind sehr filigrane Werke, deren Entstehung sowohl die spontanen Entwürfe wie deren exakte, fast mathematische Ausarbeitung voraussetzen. Dies belegt ein Blick in die eindrucksvollen Skizzenbücher der Künstlerin, die in der Galerie Gudrun Spielvogel eingesehen werden können.

Gaby Terhoven verknüpft die Veränderungen, die sich durch Licht, Spiegelung und Schatten ergeben. Dies kann der Betrachter nur im Vorübergehen erkennen. Denn durch die Bewegung, die Veränderung des Standortes und des Lichteinfalls ergeben sich Fortsetzungen der linearen Malerei in den Raum hinein, erscheinen gerade Linien als verdrehte, verschlungene Lianen in Blau oder lösen sich horizontale Raster in Vexierbilder auf. Das ist Glück auf Glas.

Bis zum 28. Juli 2012 in der Galerie Gudrun Spielvogel, Maximilianstraße 45 in München, Di-Fr 13-18.30 Uhr, Sa 11-14 Uhr. Eintritt frei.

 

Veröffentlicht am: 11.07.2012

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