Katharina Grosse - Eine der maßgeblichen Künstlerinnen der jüngeren Malerei zu Gast in München

von Achim Manthey

Katharina Grosse, o.T., 2011, Foto: Olaf Bergmann, (c) Katharina Grosse und VG Bild-Kunst Bonn, 2011, courtesy Barbara Gross Galerie

In der kleinen aber feinen Ausstellung "Männer sollen Frauen wollen" zeigt die Galerie Barbara Gross neue Leinwandbilder von Katharina Grosse.

Breite, diagonal verlaufende Schraffuren in starken Farben, Farbstreifen, die sich mit transparent scheinenden Linien treffen, bilden die Grundmelodie der gezeigten Bilder. Immer wieder, variierend, taucht die Ellipse als Motiv auf, erscheint als konvex gewölbte Skulptur oder verformt sich als Tropfen, der senkrecht zu zerfließen scheint oder umfangen wird von Verästelungen, die aus trapezförmigen Farbgebilden wachsen.

Katharina Grosse, 1961 in Freiburg geboren, zählt zu den zentralen Figuren der modernen Malerei. Seit mehr als 20 Jahren experimentiert sie mit den Möglichkeiten der Malerei weg vom Gegenständlichen. Ihre großformatigen, zuweilen monumentalen Arbeiten verlassen die Leinwand, dehnen sich in den Raum auf Boden, Decken und Wände, vereinnahmen Möbel, Bücher, Kleidung und erweitern sich, ja fliehen förmlich  in den Außenraum. Um das Werk in seiner Gesamtheit zu erfassen, verlangt die Künstlerin dem Betrachter ständige Perspektivenwechsel ab. Katharina Grosse ist mit ihren Werken in zahlreichen Sammlungen weltweit vertreten. Sie ist unter anderem Trägerin des Fred-Thieler-Preises, ständiges Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und seit 2010 Professorin für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Dort und in Berlin lebt und arbeitet sie.

Auch die in der Ausstellung gezeigten Leinwandarbeiten erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Abhängig vom Betrachtungswinkel ergeben sich unterschiedliche Ebenen, die einander gegenüber oder gleichberechtigt nebeneinander stehen. Harte Kanten durchbrechen weiche Konturen, Farblinien zerfließen und lösen sich zu den Bildrändern hin auf. Dynamik und Bewegung prägt die Bilder. Fast will es scheinen, als habe sich die Künstlerin in ihrem Drang nach Ausbreitung, nach Vereinnahmung der Welt außerhalb des Bildes nur mit Mühe der selbst auferlegten Begrenzung der Fläche zu unterwerfen vermocht.

Der Titel der Ausstellung ist zwar verständlich, aber ebenso wenig gegenständlich wie es die Werke es sind. Auf der Einladungskarte liest er sich zerrissen als "M Ä NN ERS O L LE NF R A U E NWO LL E N." Das Auseinanderfließen der Buchstaben und Worte ergibt den Sinn. Wir wollen ja!

Bis zum 16. Juli in der Barbara Grosse Galerie, Theresienstraße 56/Hof 1 in München, Di-Fr. 11-18.30 Uhr, Sa 11-16 Uhr. Eintritt frei.

Veröffentlicht am: 27.06.2011

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