Ein Gstanzl der Gemütlichkeit: Das Hofbräuhaus probiert den Crossover mit einem Slam-Wettbewerb

von Michael Grill

Die Fachjury: Blumentopf. Foto: B. Tagemose/Virgin-EMI

Bei der Suche nach ursprünglichen und unverfälschten Formen bayerischer Kultur nimmt das Hofbräuhaus am Platzl seit einiger Zeit eine rühmliche Rolle ein: Das angeblich berühmteste Wirtshaus der Welt besinnt sich gastronomisch noch stärker auf die Werte der heimischen Küche, aber auch auf traditionelle Formen von Musik und Volkstanz - bei gleichzeitiger Öffnung für jugendliche und moderne Spielarten.

So gibt es dort bereits unter anderem das „Große Roider Jackl Gstanzlsänger- und Humoristentreffen“. Die neueste Attraktion aber, die vor allem dem Trend zu neuen Formen bayerischer Bühnenkultur nachspürt, ist nun der „Gstanzl-Slam“. Er startet am kommenden Montag, geht über mehrere Runden, und wird am 5. Juli mit den Hip-Hoppern von Blumentopf als Fachjury sein großes Finale erleben.

Das Hofbräuhaus, wie man es kennt - fast. Die Postkarte zum Slam. Foto: HB

Die Idee entstand beim Musikantentreffen (jeden ersten Montag im Monat): „Das Hofbräuhaus pflegt Traditionen und will diese gerade auch an junge Menschen weitergeben. Heimat und Mundart sollen aber auch Spaß machen“, sagt Sprecherin Sabine Barthelmeß. „Deswegen können alle Stil- und Musikrichtungen kombiniert oder auch in traditioneller Form dargeboten werden. Jung und Alt sind gleichermaßen angesprochen.“

So läuft das Ganze ab: In der Vorrunde können sich bis zu zehn Künstler oder Gruppen pro Abend präsentieren, eine Publikumsjury wählt die drei besten aus. Über eine Endrunde geht es dann für insgesamt sechs Teilnehmer ins Finale und vor die Fachjury. Ein Coup ist hier sicherlich die Beteiligung von Blumentopf, die sich gerade selbst auf die Suche nach ihren bayerischen Wurzeln gemacht hatten und dabei mit der Blaskapelle Münsing zusammenkamen.

Angemeldet zum Gstanzl-Slam haben sich zum Beispiel die Musikanten vom Sauglockenläuten und der Münchner Comedy-Poet Moses Wolff. Das Schöne an der Veranstaltung ist, dass sie den Crossover der Stile fördert und fordert, aber nicht ideologisch festschreibt. So wünschen sich die Veranstalter Stadtteil-Rap und Blasmusik-HipHop genauso wie traditionelle Gstanzl (Mundart-Kurzgedichte) oder „noch nie Dagewesenes“. Bei so viel Spaß und Spannweite wird dann hoffentlich nicht vergessen: ein Prosit der Gemütlichkeit.

Gstanzl-Slam im Hofbräuhaus am Platzl 9, erste Vorentscheidung am Montag um 20 Uhr im Wappensaal. Anmeldung für die Bühne unter Mail gstanzl-slam@hofbräuhaus.de; für Spätentschlossene gibt es eine offene Teilnehmerliste ab 18 Uhr am Veranstaltungsort.

Veröffentlicht am: 19.03.2011

Über den Autor

Michael Grill

Redakteur, Gründer

Michael Grill ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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