„Field Works – Hotel“ bei Spielart

Kleine Gimmicks in Zimmer 203

von Katrin Kaiser

Schein und Sein im Hotelbadezimmer. Foto: Heine Avdal

Als „site-specific performance“ wird „Field Works – Hotel“ angekündigt. Tatsächlich ist die Arbeit des norwegisch-japanischen Choreographen-Duos Heine Avdal und Yukiko Shinozaki die einzige auf dem Spielart, die auf Bühne, Kulisse und Container verzichtet und einen real bestehenden Alltagsraum als Spielraum nutzt.

Der Zuschauer wird im Foyer des Golden-Leaf-Hotels am Mariahilfplatz empfangen. Im Gastraum läuft Antenne Bayern, an der Rezeption lassen sich unter Lüftlmalerei-Imitaten zwei Japaner erklären, wie sie am nächsten Morgen am besten zum Flughafen kommen. Gutbürgerlich-münchnerische Hotelatmosphäre.

Während der Performance selbst wird man als Zuschauer dann ganz alleine sein. In der Minute, in der man den Zimmerschlüssel erhält, die Treppe hinaufsteigt, den Gang entlang geht und die Tür zu Zimmer 203 aufsperrt, hat man das Gefühl eine Schwelle zu überschreiten, vom realen öffentlichen Raum zum Kunstraum. Wer oder was wird einen im Zimmer erwarten?

Dann passiert erst einmal gar nichts. Ein ganz normales Hotelzimmer, nicht besonders schön, nicht besonders hässlich, gewöhnlich, funktional, zweckmäßig, bequem. Das einzig Ungewöhnliche: ein subtiles Klack-Geräusch und ein Lichtstrahl aus dem Badezimmer.

Vielleicht passiert beim Verlassen des Zimmers noch etwas Ungewöhnliches? Foto: Heine Avdal

In den nächsten 25 Minuten wird man in dem Zimmer so manches Verborgene entdecken. Man wird an einen persönlich gerichtete Botschaften finden, mit einer Figur auf dem Fernsehbildschirm interagieren und den Ursprung einiger Geräusche aufklären.

Irgendwie nett sind die Ensembles fingernagelgroßer Menschenfigürchen, die man nach und nach an verschiedenen Stellen im Zimmer bemerkt. Und ganz kurze Momente des performativen Hotelaufenthalts sind sogar ein kleines bisschen unheimlich, wecken ganz kurze „Shining“-Assoziationen.

„Field Works – Hotel“ ist eine Ansammlung vieler netter, kleiner Ideen und Gimmicks, die ein bisschen überraschen und ein bisschen zum Schmunzeln bringen. Aber alles in allem berührt einen das, was in Zimmer 203 passiert, doch nicht mehr als ein ganz normaler Aufenthalt in einem ganz normalen Hotel. Ist das dann „site-specific“?

Weitere Vorstellungen bis Dienstag, 26. November, täglich 14 bis 20 Uhr, Beginn alle 30 Minuten. Karten zu 10 Euro gibt es nach telefonischer Anmeldung unter 089 / 280 56 07.

 

 

Veröffentlicht am: 25.11.2013

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