Phonoboy live im Atomic Café: Überdrehter Pubrock

von Michael Grill

Brille und Plastikhöschen: Phonoboy im Atomic Café. Foto: Michael Grill

Wie machen Sie es diesmal? Das war die spannende Frage vor dem Heimspiel für Phonoboy im Atomic Café. Mit geänderter Besetzung und neuem, gutem Studioalbum kam die Band um den frankophilen Christian Höck in den Club. Dass der trotzdem nicht ausverkauft war, kann eigentlich nur daran gelegen haben, dass ein guter Teil des Phonoboy-Publikums an dem Abend Tickets für die Sportfreunde Stiller in der Olympiahalle ergattert hatte.

Wie also klingen die neuen, auf ein Trio reduzierten Phonoboy live? - Weniger nach Dancefloor wie auf dem Album „This Is Not A Band“, dafür mehr geradeaus, rockiger, punkiger. Das deutete sich schon zu Beginn mit der neuen Single „Do You Know““ an, ging so weiter bei „The Waiter“ mit einem knackigen Wahwah-Gitarren-Part, steigerte sich beim Powerpop von „Tous Les Jours“ und fand seine Vollendung bei ihrem Fast-schon-Klassiker „Bleu Blanc Rouge“, der in dieser Fassung auch von der Deutschrock-Legende Ideal stammen könnte. Bassistin Nina Kränsel sah im übrigen hinreißend aus, nicht nur wegen ihres knallroten Plastikhöschens, machte aber etwas ungeschickte Ansagen. Höck spielte durchgängig mit seiner absurden Phonoboy-Brille, was für sich genommen auch schon eine Leistung ist. Letztlich merkte man, dass Phonoboy doch wieder ein Projekt sind, und erst in zweiter Linie eine Liveband. Das muss nichts Schlechtes sein, und nach einer guten Stunde inklusive zweier Zugaben war man mit diesem überdrehten Pubrock zufrieden und ging zur Clubparty über.

Veröffentlicht am: 07.12.2010

Über den Autor

Michael Grill

Redakteur, Gründer

Michael Grill ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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