Zur Skandal-Ausstellung am Ackermannbogen

Wolfram P. Kastner und die Kunst um seiner selbst Willen

von Isabel Winklbauer

Selbsthilfe: Anwohner belegten die Schau mit einer Altersgrenze. Foto: KulturTeam-iv

Er hat Einspruch eingelegt. Der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner steht heute vor Gericht um – mal wieder – eine seiner Provokationen zu verteidigen. Mit Bildern von verstümmelten Leichen wollte er vor einem Jahr die Anwohner des Neubaugebiets am Ackermannbogen zu Pazifisten erziehen. Weil den Leuten übel wurde, schickte ihm das Kreisverwaltungsreferat einen Bußgeldbescheid über 273,50 Euro. Nicht hinnehmbar, findet der Künstler.

Kastner lebt von der öffentlichen Aufregung. In der Vergangenheit spazierte er als Papst neben Hitler durch die Fußgängerzone, oder er ließ sich wegen Hakenkreuz-Gebrauchs ins Gefängnis werfen. Als ein Mönchengladbacher Museumsdirektor seine alten Koffer auf den Müll warf, erklärte er sie kurzerhand zu Kunst und stellte Schadenersatzforderungen von 25.000 Euro in den Raum. Seine Exponate mögen langweilig sein – er weiß, wie sich ein Happening lohnt.

Vom aktuellen Eklat speist er seinen Ruhm nun schon über ein Jahr lang. In der Ausstellung „Teilen statt kriegen“, die am 17. April 2011 im Schauraum an der Therese-Studer-Straße eröffnete, waren, neben Gebrauchsgegenständen mit Camouflagemuster, Bilder von Kriegsopfern ausgestellt. Grausame Bilder, die unter das Jugendschutzgesetz fallen. Von einem Kopf waren außer Haare und Hals nur noch Innereien zu sehen, von einem anderen, mit noch geöffneten Augen, fehlte die Unterhälfte. Ein Kind ohne Arme und ein Toter mit einem Loch in der Brust zählten zu den harmloseren Ansichten.

Pädagogik mit dem Dampfhammer: Kriegsopfer ohne Gesicht. Foto: KulturTeam-db

Vor dem Schaufenster, in dem die Fotos gezeigt wurden, gehen täglich über 100 Kinder vorbei. Sie stellen hier ihre Fahrräder ab oder kommen auf dem Weg zur Schule oder zur Spielwiese vorbei. Im selben Haus darüber wohnen Flüchtlingsfamilien aus afrikanischen Krisengebieten. Da Kastner sich, im Namen des schonungslosen Pazifismus, von den Initiatoren der Ausstellung nicht überzeugen ließ, die Bilder wenigstens ins Rauminnere zu drehen, damit nur Ausstellungsbesucher sie sehen konnten, verlangten Eltern die sofortige Entfernung. Ein siebenjähriger Junge sah nicht rechtzeitig weg und verbrachte die Nacht weinend. Die verzweifelte Mutter musste sich von Kastner als „aufgeregte Blockwartsfrau“ titulieren lassen, der Vorsitzende des Arbeitskreises Kultur am Ackermannbogen, Manfred Drum, der Kastner eingeladen hatte, trat wenig später von seinem Amt zurück. Der Skandal war perfekt.

Wolfram P. Kastners Aktionskunst erreichte damit eine offen menschenverachtende Dimension. Früher verletzte er die Gefühle von Katholiken und Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs, jetzt nimmt er Kinder als Opfer seiner Kunst in kauf. Sicher, von einem 65-Jährigen ist nicht um jeden Preis zu erwarten, dass er sich noch in die Seele eines Kindes hineinversetzen kann. Wenn ihm aber vier, fünf entsetzte Mütter eine simple Bitte stellen, sollte ein Mensch mit Herz und Verstand doch die Ohren öffnen, ein Künstler für den Frieden gleich fünf Mal. Doch Kastner kann nicht hinnehmen, was in seinem Bußgeldbescheid klar benannt wird: Es „wurden Passanten, darunter Kinder, dem verstörenden Anblick der Fotos unvorbereitet und ohne Entscheidungsmöglichkeit, sich den Darstellungen zu entziehen, ausgesetzt.“ Er hat seine Radikalität diesmal auf Kosten der Schwächsten ausgelebt.

Verschwunden: Fünf Protestplakate von Müttern. Die Anwohner verdächtigen Kastner, sie gestohlen zu haben. Foto: KulturTeam-iv

Entlasten soll Kastner heute vor allem ein Gutachten des Kurators Armin Zweite. Das Schreiben liegt dem Kulturvollzug vor – es ist natürlich eine Lobeshymne. „Er [Kastner] repräsentiert zweifellos eine wichtige Position im Umfeld der aktuellen Kunst“, heißt es darin. „Denken wir daran, dass Otto Dix (...), dass John Heartfield nicht weniger engagiert gegen den Krieg Stellung bezogen haben, oder an Pablo Picasso, dessen ‚Guernica’ (...) nicht weniger eindringlich gewirkt hat.“ Kastner, der Große, mache nicht L’Art pour l’Art, also Kunst um ihrer selbst Willen, schreibt Zweite, sondern er „exponiert sich auf ungewöhlich direkte Weise durch seine Aktionen“. L’Art pour lui propre also, Kunst um seiner selbst Willen. Auch mit Erich Maria Remarque und Bert Brecht wird Kastner verglichen. Dabei hat er die grausamen Bilder, um die es geht, aus dem Internet heruntergeladen. Sie stammen, aufbereitet, aus einer Anti-Kriegs-Ausstellung aus den 20er Jahren.

Es wird auch verharmlost in dem Gutachten. „Der Vorwurf, die (...) schrecklichen Darstellungen der Kriegsopfer hätten Kinder beeinträchtigt (...) entbehrt m. E. jeder Grundlage, nicht zuletzt, weil auf einem Abstand von über vier Metern das eigentliche Schrecknis dieser Darstellung gar nicht recht zu erkennen ist“, heißt es. Abgesehen davon, dass auf vier Meter Blutmatsche in Kopfform bestens zu erkennen ist, heißt der Tenor also: Nun heult nicht rum, es war doch fast nichts.

Kastner ist in seinem Schaffen offenbar an einem Punkt angelangt, an dem er die eigenen Grenzen nicht mehr erkennt. Seine Art der pazifistischen Erziehung in „Teilen statt kriegen“ ist nichts als selbst grausame Erziehung durch abschreckendes Beispiel, wie sie öffentlichen Hinrichtungen zugrunde liegt. Von dieser Art der Zwangspädagogik hat sich Europa nach zwei Weltkriegen verabschiedet. Das zu vergessen, ist entweder reaktionär oder ein Zeichen für Kastners eigene Rücksichtslosigkeit und Intoleranz.

Vermutlich wird die heutige Verhandlung wieder eine gelungene Kastner-Show. Drei Zeugen sprechen für ihn. Von den Eltern hingegen, die Anzeige erstatteten, ist unerklärlicherweise niemand geladen. Der Berufsprovokateur wird sich in der öffentlichen Aufmerksamkeit sonnen, um seine pazifistische Schallplatte abzueiern. Vielleicht erspart ihm der Richter sogar die 273 Euro.

Die unangenehme Frage, vor der er steht, wenn der Prozess vorbei ist, sollte er sich trotzdem beantworten: Welchen Porzellanladen zertrample ich als nächstes? Und wie wahre ich dabei meine Glaubwürdigkeit? Das Leben als Berufsmonster wird nicht leichter, wenn die Urteilskraft verloren geht.

 

Erklärung der Redaktion (4. Juni 2012)

Dieser Beitrag hat zu teilweise heftigen Reaktionen sowohl des betroffenen Künstlers Wolfram P. Kastner wie auch unter den Leserinnen und Lesern geführt. Die Redaktion sieht sich nun zu folgender Stellungnahme und Richtigstellung veranlasst:

Dieser Beitrag wurde entgegen anders lautender Hinweise vor dem Ende des ersten Verhandlungstages im Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen Wolfram P. Kastner am Amtsgericht München publiziert. Die Autorin war an den Vorgängen um die Ausstellung "teilen statt kriegen" im April 2011 als Nachbarin des Ausstellungsraumes intensiver persönlich beteiligt, als für die Redaktion zunächst erkennbar. Hier haben die internen Kontrollmechanismen versagt. Der Beitrag hätte in dieser Form und ohne erläutende Hinweise nicht erscheinen dürfen. Dies müssen wir mit größtem Bedauern einräumen.

In dem Beitrag wird die Behauptung aufgestellt, Wolfram P. Kastner habe sich "wegen Hakenkreuz-Gebrauchs ins Gefängnis werfen lassen". Der Künstler legt Wert auf die Feststellung, dass es eine Inhaftierung wegen Hakenkreuz-Gebrauchs nicht gegeben habe. Die Behauptung wird hierdurch richtig gestellt und ausdrücklich nicht aufrecht erhalten, nachdem sie sich auch bei Nachrecherchen nicht verifizieren ließ.

Die weiteren Angriffe gegen den Beitrag nehmen wir gern zur Kenntnis, halten sie jedoch im tatsächlichen Bereich für nicht gerechtfertigt. Die Meinung unserer Autorin muss nicht geteilt werden. Abweichende wie zustimmende Meinungen sind ausdrücklich gewünscht.

Veröffentlicht am: 24.05.2012

Über den Autor

Isabel Winklbauer

Redakteurin

Isabel Winklbauer ist seit 2011 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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Oskar Henn
24.05.2012 23:47 Uhr

Liebe Isabelle,

Danke für diesen Artikel, der klar und eindeutig Stellung bezieht und die auch bei Kunstdarbietungen notwendige Grenze zieht!!

Herzliche Grüsse, Oskar Henn

terzart
25.05.2012 18:18 Uhr

Was in dem Artikel ignoriert wird, ist dass Europa sich eben nicht von Krieg und Agression verabschiedet hat und solche, wirklich realen Bilder der Auswirkungen von Kriegen auf die Menschen notwendig sind und, wenn sie gezeigt und gesehen werden, ein antimilitaristisches Bewußtsein anregen können. Die Ausstellung war weniger Provokation als Dokumentation des Grauens. Wenn man Kunst aber diese Möglichkeit nehmen will, dann degradiert man sie zu Dekoration für die herrschende Meinung, das kann und soll und wird auch nie gute Kunst mit sich machen lassen.

pablo hermann
28.05.2012 18:57 Uhr

Dieser Artikel ist nicht nur schlecht recherchiert, denn Kastner ist nie wegen Hakenkreuzgebrauch inhaftiert worden - es ist eher umgekehrt, dass Kastner den Gebrauch von Hakenkreuzen bekämpft siehe:( http://www.bfg-muenchen.de/cms/home/aktuelles/bfg-muenchen.html?35idcatsideback=7&35startmonth=6&35monthback=-1&35idarticle=123&35category=0&35page=1) er maßt sich auch noch an zu entscheiden was "gute Kunst" ist und was nicht. Frau Winkelbaur täte gut daran sich mal kundig zu machen was wirkliche Provokation in der Kunst bedeuten kann. Sie ist offensichtlich nicht auf der Höhe der Zeit wenn sie sich, wie sie selbst richtig festgestellt hat, über dokumentarische Kunst von vor 90 Jahren aufregt. Also nach den Dokumenten von KZ-Toten und den visualisierten Gräuel des Vietnamkrieges (und anderer Kriege, die auch mit deutschen Waffen geführt werden!) ist es geradezu lächerlich Kastner künstlerischen Opportunismus vorzuwerfen. Ginge es nach der Autorin dürfte man auch nicht solche Geschichtsaufarbeitenden Dokumente zeigen.

Es stellt sich abschliessend nur eine Frage: Wer ist die wirkliche Verfechterin von "Zwangspädagogik"?

muclomo
28.05.2012 18:59 Uhr

Europa führt Krieg - und Deutschland marschiert mit. Dabei werden Menschen maskriert. Das gehört dazu, ist sogar das Ziel. Wer damit nicht klarkommt soll wegschauen und sein Kinder wegsperren - aber bitte nicht die lieben Kleinen als Vorwand verwenden um unliebsame Tatsachen besser ignorieren zu können !

motti1904
29.05.2012 12:20 Uhr

Schade für eine Kulturredaktion.

Mir ist auch schlecht geworden, aber besonders wegen der Hysterie die manche Harmonie-Geister dort zur Entfaltung gebracht haben.

Die Behauptung unserer überbesorgten Nachbarin Winklbauerin (Redakteurin für Kultur wäre mir zu hoch gegriffen

"Grausame Bilder, die unter das Jugendschutzgesetz fallen" ist falsch. Auch die SZ hat die Bilder abgedruckt. Die Zeitung ist öffentlich zugängig.

Mir machen eher die Jungs sorgen, die tag- täglich vor unserer Haustür Krieg spielen, da schauen die Mütter weg. Die Anregung dazu haben die Kinder sicher nicht von Herrn Kastner bekommen.

Die Leute die mit Gerichten und Bußgeldern gegen antifaschistische und antimilitaristische Kultur vorgehen sind der Skandal.

Peter Horn
30.05.2012 04:23 Uhr

Leserbrief an die Redaktion \\\"kultur-vollzug. de\\\": Zum Beitrag \\\"Wolfram P. Kastner und die Kunst um seiner selbst Willen\\\" (kultur-voll- zug.de, 24. Mai 2012, von Isabel Winklbau- er).

Der polemische Bericht zur \\\"Skandal-Aus- stellung am Ackermannbogen\\\" ist ganz offen-sichtlich ein negatives Beispiel für mißver-standenen Journalismus. Er liest sich näm- lich nicht wie ein redaktioneller Kommen- tar, sondern wie ein Leserbrief empörter bis gehässiger und misanthroper RentnerInnen und könnte als solcher zwar durchgehen, aber keinesfalls als redaktioneller Beitrag; die- ses umsoweniger, als die Journalistin auch noch selbst Strafanzeige gegen Kastner gestellt hat und somit persönlich involviert ist....

Neben wiederholten giftigen Herabwürdi- gungen des Künstlers (\\\"wieder mal eine sei- ner Provokationen\\\", \\\"Kastner lebt von der öfftl. Aufregung\\\", etc., .... \\\"gelungene Kastner-Show\\\"), sowie der (nicht belegten und deshalb ziemlich ehrenrührigen bis ruf- schädigenden) Unterstellung/Behauptung, ein Gutachter des Kunstschaffens von Kastner (Prof. Dr. Armin Zweite, Direktor des Brand- horst-Museums), hätte ....\\\"natürlich eine Lobeshymne\\\" abgeliefert, ist der Beitrag in- adäquat, weil tendenziös!

Aus eigener Kenntnis der Arbeiten von Kastner, als Besucher der inkriminierten Ausstellung, sowie als Zeuge bei der 1. Ge- richtsverhandlung, möchte ich hier darauf hinweisen, daß Kastner erklärtermaßen keine Provokationen betreibt, sondern in ausge-sprochen gelassener und uneitler, nicht selbstgefälliger Art und Weise, auf histo-rische und rezente gesellschaftliche Vor- gänge hinweist und Bezug nimmt (z. B. a. d. Konkordat zw. Hitlerdeutschland und der Röm-Kath. Kirche und die Bücherverbrennungen a. d. Königsplatz, wie auf die neuerlichen Kriegsbeteiligungen von D - hier und dort).

Wenn sich jemand dadurch provoziert fühlt, kann das doch nicht dem Künstler an- gelastet werden, und darf keinesfalls mit vordergründig rechtspflegerischen oder gar politischen Maßnahmen gegängelt werden; wo leben wir denn!?

In D wurden zwischen 1990 und 2000 um die 100+20/-10 fremdenfeindlichen Morde be- gangen! Herr Kohl meinte seinerzeit im TV dazu \\\"was wohl das Ausland darüber denkt!\\\". Was könnte es denn evtl. denken - oder gar schließen? Ach, Herr Kohl....

Prof. Dr. rer. nat. Peter Horn (per e-mail)

Otto Kamal
31.05.2012 04:06 Uhr

Kastner hat die Ausstellung auch im Berliner Wedding gezeigt, wo besagte Bilder in voller Schaufenstergrösse vom Innenraum der Galerie, auf die Strasse projiziert wurden. Dort hat sich kein Mensch beschwert, es waren sogar Kinder bei der Vernissage anwesend. Ich habe mich mit dem Künstler gerade darüber unterhalten, wo ich auch meine Bedenken geäussert habe. Im Gespräch hat Kastner gesagt, dass es natürlich kein schöner Anblick, gerade auch für Kinderaugen ist, jedoch aber auch ein Teil unserer gesellschaftlichen Realität ist und die Aufgabe der Kunst besteht darin diese unangenehmen und verdrängten Realitäten ans Licht zu bringen.

Menschen (und vor allem die Kinder) werden sich nach diesen Anblick nach dem Sinn und Ziel des Krieges fragen, was ja schliesslich der Intention des Künstlers entspricht.

Kunst hat nicht die bürgerliche Pflicht immer nur schön, \"ästhetisch korrekt\" und dekorativ zu sein, sie muss auch die Kehrseite der Geschichte sichtbar werden lassen und die ist nun mal blutig und tödlich, die Waffenlobbyisten die unsere Spitzenpolitiker (allem voran unsere Kanzlerin) in Krisengebiete begleiten wissen das wohl auch und bekommen kein Bussgeld aufgebrummt!

Die Gutmenschen die über Kastners Kunst jammern sind wahrscheinlich die gleichen die ihren Kindern zu Weihnachten Egoshooter schenken und womöglich noch guten Gewissens in der Zuliefererbranche für die Waffenindustrie tätig sind ?!

@ Frau Winklbauer: sollte es stimmen, dass Sie für die Anzeige gegen Kastner (mit)verantwortlich sind, dan müssen Sie sich, mit Verlaub, den Vorwurf des, von Karl Krauss geprägten Begriffs der \"Journaille\" gefallen lassen. Ich hoffe Sie ziehen für sich Ihre Schlüsse daraus!

mit besten Grüssen aus Preussen

Otto Kamal

Kulturacker-ie
31.05.2012 18:18 Uhr

@ Herr Kamal:

Als verantwortungslos und sensationshungrig haben wir im Ackermannbogen vor allem Herrn Kastner erlebt, im Rahmen seiner Ausstellung 2011 im SchauRaum \\\\\\\"teilen statt kriegen\\\\\\\". Wenn dann – persönlich von den Greuelfotos – Betroffene und vom Aktionisten öffentlich als \\\\\\\"Grizzly Moms\\\\\\\" diffamierte wie Frau Winklbauer als Journalistin deutliche kritische Worte finden, dann sollte sich Empörung darüber in Grenzen halten!

Spektakel machen und dann \\\\\\\"Journaille\\\\\\\" wittern? Ja, perfekt!

Der Artikel von Frau Winklbauer ist ein kleines Gegengewicht inmitten all der so unsachlichen wie zynischen Berichterstattung, die auf Basis der intensiven Spektakel-Strategie des Herrn Kastner und seiner Netzwerke in den Medien präsent ist. Das tut gut, nachdem Herr Kastner auf Kritik mit Verachtung und Nichtachtung reagierte. Diskussionen, Briefen und Aushängen betroffener Eltern und Jugendlicher begegnet Herr Kastner mit Zensur und mit Entfernung. Denn das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung soll nur für IHN selbst gelten, für kritische Stimmen jedoch nicht.

@ Herr Prof. Dr. Horn:

Frau Winklbauer hatte keine Strafanzeige gestellt.

@ Nachbar motti:

In der vermuteten Harmoniesucht wäre die Ausstellung gar nicht zustande gekommen. Mit Herrn Kastner war Wochen vorher geklärt worden, welche Rücksichten in diesem Wohnbereich zu respektieren sind, speziell auf Kinder und traumatisierte Kriegsflüchtlinge. Dagegen protestierte er im Vorfeld nicht.

Herr Kastner war für die Ausstellung zu keinem Kompromiss bereit, der unbeteiligte Anwohner und Passanten geschützt hätte. Es ging ihm offenbar gerade nicht ums Ausstellen seiner Objekte, sondern ums Provozieren. Denn nur damit erlangt er die offensichtlich angestrebte knallige Aufmerksamkeit. Das hat doch toll geklappt: der Prozess läuft und alle Medien berichten. Mit Politik hat das leider (!) erschreckend wenig zu tun.

Mit Gruß vom Ackermannbogen

alinia
03.06.2012 18:55 Uhr

als sowohl AEZ(alleinerz.Mutter mit Kindern) als auch als Opfer von Krieg und Diktatur und als auch Künstler sage ich:

willkommen im krieg - es scheint hier nur zu zeigen, dass menschen nicht miteinander friedlich umgehen können.

das hat die ausstellung hier in münchen anschaulich gemacht, lob kastner. vielleicht ist berlin im wedding schon weiter....

wolfswald
04.06.2012 18:38 Uhr

Kunst hat in der Tat die Aufgabe, auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen, und nicht primär die, ästhetisch ansprechend zu sein. Das beinhaltet auch die Aufgabe, ein Bewusstsein für die Unsinnigkeit und Grausamkeit des Krieges zu wecken. Soweit kein Einspruch.

An der Ausstellung bemängelt wurde jedoch allein, dass die Bilder auch Kindern ohne Vorbereitung und \"ohne Entscheidungsmöglichkeit\" (Zitat Bußgeldbescheid) zugänglich waren. Kinder lesen keine SZ (oder allenfalls mit den Eltern zusammen). Mit Kriegsopferdarstellungen in Geschichtsbüchern und Ähnlichem werden Kinder ebenfalls nicht unvorbereitet konfrontiert, sondern in einem pädagogischen Rahmen. Beides kann hier also kein Vergleichskriterium sein. Letztlich ist es die Pflicht - und das Recht - von Eltern, die Eindrücke, die auf ihre Kinder einprasseln, altersgerecht zu filtern, und das Problem lag eben darin, dass dies im Fall der Ausstellung nicht möglich war.

Die Äußerungen Kastners, soweit ich sie mitbekommen habe, waren nach meinem Eindruck durchaus nicht \"ausgesprochen gelassen, uneitel und nicht selbstgefällig\" (siehe oben), sondern beinahe aggressiv in der Wortwahl und, insbesondere, weit von der Bereitschaft entfernt, sich auf irgendeine sachliche Diskussion einzulassen. Schreiberin dieses hat es versucht.

Folgendes also schrieb ich:

\"1. Während der \"Kunst\"-Charakter der Sitzgruppe und der Bilder an den Wänden wohl nicht in Abrede steht, ist für den Betrachter nicht einsichtig, warum die fraglichen sechs Fotos samt einem zwar wahren, aber nicht sonderlich tiefschürfenden Text (offenbar bei allen Fotos der gleiche Text?) Kunst sein sollen - allenfalls gehören sie in die Abteilung Kriegsberichterstattung. Ebenso ist nicht einsichtig, wie alle Elemente zusammen eine Art Gesamtkunstwerk ergeben sollen, da sie außer dem gemeinsamen Thema keinerlei Gemeinsamkeiten aufweisen.

2. Die Fotos rufen Abscheu hervor, aber dabei bleiben sie stehen, weil letztlich aus dem Zusammenhang gerissen. Der gedankliche Schritt zwischen Krieg und dem Einzelschicksal fehlt, und damit auch die (eigentlich beabsichtigte) Konsequenz für den Betrachter, sich gegen den Krieg zu wenden. Das in diesem Zusammenhang auch erwähnte Tucholsky-Zitat (das ja, wie bekannt, auch Strafverfolgung nach sich gezogen hat) \"Soldaten sind Mörder\" ist da m.E. sehr viel wirksamer, weil es zum Nachdenken herausfordert und dazu, die Zusammenhänge herzustellen. Ähnliches gilt für die in dem Brief einer Anwohnerin genannte Eisenbahn-Deportations-Ausstellung und, in der Tat, sogar für einige der anderen Arbeiten Kastners, etwa die mit den Koffern.

3. Der Schauraum war, zumindest habe ich das immer so verstanden, bewusst als niedrigschwelliges Angebot von \"Kunst im Quartier\" gedacht, das eben gerade auch denjenigen, die nicht in jede Kunstausstellung und Galerie rennen, und auch den Kindern Kunst nahebringen soll, einfach weil er mitten im Wohngebiet liegt und durch die breite Fensterfront auch nach außen sehr offen ist. Gerade deshalb sollte hier aber auch besondere Sensibilität walten. Von mir aus darf Kunst alles dürfen, aber als Mitmensch sollte ich die Wahl haben dürfen, ob ich damit konfrontiert werden möchte oder nicht, auch wenn das vielleicht als Kulturbanausität gilt.

Im konkreten Fall wäre die Wahlmöglichkeit eben nicht gewährleistet gewesen, wenn die Bilder mit Blick nach außen am Fenster gehangen hätten, wie es der Künstler ja wohl vehement gefordert hat. Die Plazierung an der unteren Stufe samt Verhängung der Fenster ändert daran nur graduell etwas - es ist ja auch darauf hingewiesen worden, dass eine Verhängung unter Umständen erst recht neugierig macht.

Kunst darf meinetwegen auch provozieren, aber dann so, dass es auch etwas bewirkt und nicht rein um der Provokation willen; siehe oben.

Sowohl vom Setting als auch vom Inhalt her ist die fragliche Ausstellung nicht vergleichbar mit etwaigen Schlachtenbildern in einer der Pinakotheken, davon abgesehen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Fotos der fraglichen Art als Kunst in einer der Pinakotheken oder vergleichbaren Einrichtungen hängen würden.

4. Es liegt in der Natur der Dinge, dass Eltern ihre Kinder vor den Dingen zu schützen suchen, von denen sie denken, dass die Kinder damit noch nicht zurechtkommen. Ich sehe nicht, wie diese Haltung als Befürwortung von Krieg oder als Kriegstreiberei gedeutet werden kann. Sie bedeutet definitiv nicht, dass Eltern ihren Kindern nur die angenehmen Seiten der Welt zeigen wollen; dass Kinder die Dinge ohnehin mitbekommen, ist mit Sicherheit allen klar.

Am 11. September 2001 habe ich, nichtsahnend und weil unsere damals knapp sechsjährige Tochter und ich einen Dinosaurierfilm von Konserve schauen wollten, den Fernseher eingeschaltet, unmittelbar bevor das zweite Flugzeug ins WTC flog, was Sekunden nach meinem Einschalten live über die Sender lief. Obwohl mir sofort klar wurde, dass da eine große Katastrophe lief, habe ich die Liveberichterstattung kommentarlos abgedreht und seelenruhig mit ihr den Dinosaurierfilm geschaut. Dass sie in den Tagen darauf trotzdem mitbekommen würde, was da lief, war völlig klar (zumal das Kind auf dem Weg zum Kindergarten ohnehin jeden Tag die Schlagzeilen in den Zeitungsständern gelesen hat), aber in diesem Moment war mir wichtig, dass sie die Dinge nicht sofort ungefiltert in Form von Liveberichterstattung mitbekommt.

Genau das ist das, was Eltern tun: filtern. Das geht aber nicht, wenn Kinder nichtsahnend am Schauraum mit Fotos konfrontiert werden.

In diesem Sinne ist es eben durchaus ein Unterschied, ob Fotos dieser Art in den Zeitungen (und sei es in einem Wochenblatt) auftauchen, wobei der Zusammenhang von den Eltern erläutert werden kann, wenn die Kinder darauf stoßen, oder quasi unvorbereitet mitten im Wohngebiet.

Entsprechend halte ich es für eine völlige Fehleinschätzung, wenn etwa in Pressemitteilungen behauptet wird, niemand hätte etwas gegen die Ausstellung einzuwenden gehabt, oder, die Kinder wären ohnehin achtlos vorbeigegangen. Die Plakate zeigen, dass dies offensichtlich in mindestens einem Fall so eben nicht stimmt, und in diesem Fall ist auch ein traumatisiertes Kind definitiv eines zu viel. Und niemand sollte sich von außen anmaßen wollen zu entscheiden, was für dieses oder jenes Individuum als traumatisierend gelten darf und was nicht. Ein Trauma dürfte kaum je zu einem ausgewogenen und angemessenen Handeln in der Zukunft führen.\"

Die Antwort besagte, meine Argumentation sei anmaßend und inkompetent, unzulässig verallgemeinernd, und meine Aussagen dazu interessierten ihn \"überhaupt nicht\". Nun ja. Das also wird von einem geschrieben, der sich als Antimilitarist versteht. Eine wunderbare Basis für weitere inhaltliche Auseinandersetzungen.

Redaktion-Ackermannbogen
04.06.2012 20:42 Uhr

Der Begriff \\\"Zwangspädagogik\\\" ist wohl der Begriff, der die Wogen so hoch schlagen lässt. Die Mütter und einige Väter wollen eine Einmischung in die Erziehung ihrer Kinder verhindern. Die Eignung des SchauRaums für diese ansonsten sinnvolle Ausstellung ist nicht unbedingt gegeben. Das Thema ist für Jugendliche sicherlich irgendwann pflicht. Die Realitäten sind dann oft Grausamer wir einzelne Fotos.

Der Vergleich der Kastner-Austellung mit der \\\"Art der Zwangspädagogik von der sich Europa nach zwei Weltkriegen verabschiedet hat\\\" ist schief bis unerträglich. So wollen die Leute umgekehrt mit dem Bußgeld eine Zwangspädagogik gegenüber Kastner ausüben - wohl aussichtslos.

Die gleiche Debatte wird auch auf der Wiki-Plattform des Ackermannbogens geführt:

http://www.ackermannbogen.de/forum/posts/list/298.page

kulturacker-ie
09.06.2012 19:06 Uhr

Nicht der Inhalt der Ausstellung „teilen statt kriegen“ wurde beanstandet von den SchauRaum-Kuratorinnen im KulturTeam und den AnwohnerInnen!

Kritisiert wurde die Art der Präsentation dieser Ausstellung in einem Wohnbereich, der vom öffentlich Raum aus vollständig einsehbar ist. Der SchauRaum liegt mit seiner breiten, raumhohen verglasten Fassade zwischen den Eingangsbereichen großer Wohnblocks in einem eng bebauten Münchner Wohnviertel. Kinderspielbereiche und großer Fahrradabstellplatz liegen in unmittelbarer Nähe. Betrachter waren daher nicht nur interessierte Besucher, die bewusst zur Antikriegssausstellung kamen, sondern es waren überwiegend zufällige Passanten im öffentlichen Raum. Darüber war Herr Kastner, der in der Nähe wohnt, lange vorher rechtzeitig informiert.

Kritisiert wurde von betroffenen AnwohnerInnen außerdem die Arroganz des Herrn Kastner, mit der er auf persönlich vorgebrachte, ernsthaft und konkret begründete, Kritik reagierte. Sachliche Jugendschutzinformationen einer Familie verdrehte er durch Schwärzungen in ihr Gegenteil. Herr Kastner ignorierte Kritik, er würdigte sie herab, er zensierte sie und entwendete sie ganz, da sie in sein offenbar unfriedliches Konzept zur Skandalerzeugung nicht passten.

Wer Herrn Kastners Antikriegs-Kriegszug unterstützen möchte, fragt ihn einfach für eine Präsentation an, im eigenen Haus oder im nächsten leerstehenden Laden. Möglichst neben Kita und Grundschule, damit seine spezielle Greuel-Pädagogik auch direkt greifen kann. Die äußerst intensive PR macht Herr Kastner dann selbst. Bitte nicht wundern über seine manipulierten Informationen und seine sehr aktive, große Anhängerschar. Bei seinen Aktionen und in allen Medien, natürlich auch online präsent. Viel Erfolg!

Otto Kamal
12.06.2012 02:18 Uhr

Ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst und gegen Versuche diese zu knebeln.

lieber kulturacker-ie,

lieber wolfswald,

liebe nachbarschaft (der galerie),

lassen wir doch mal die Emotionen, die wohl hier sehr intensiv mitschreiben beiseite,(ich schliesse mich selbst bei dieser Analyse ja auch nicht aus!) und versuchen wir die sachlichen Punkte der Kritik an der Kritik herauszufiltern.

Dies versuche ich hier ausdrücklich aus meiner Position als Künstleraktivist und Schreiber von kunstkritischen Beiträgen heraus. Wir reden hier von Künstlerischem (politisch motiviertem)Aktivismus, eine mittlerweile selbst vom Mainstream \\\"neu\\\" entdeckte Kunstgattung (als wahrlich sehr schlechtes Beispiel: zu sehen auf der Berlin Biennale 7), die einem kommplett anderen Betriebssystem unterliegt, als das was man weitläufig unter \\\"Kunst\\\" versteht. Hier muss erwähnt werden dass die Provokation und die Polemik ausdrücklich zu de Werkzeugen der kritischen Kunst gehören (vom Kollegen Hermann in seiner Masterthesis beschrieben: http://www.kritische-kunst.org/pdfs/kunst_und_protest.pdf). Die Frage die sich stellt, und die muss sich auch der Künstler stellen, ist, inwiefern setzt man diese ein, sprich was ist das Ziel der Polemik. Wir diskutieren über die künstlerische Freiheit (verankert im GG Art.5)versus die Auslegung des Jugendschutzes und eine Ausstellung die (offensichtlich nur in der deutschen Rüstungsstadt München!)eine durch künstlerische Provokation ausgelöste, weitreichende Polemik produziert hat. Leider wird der eigentliche Skandal (deutsche Krigsführung und Waffenlieferungen in Kriesengebiete - wie beispielsweise Panzer an die Saudis und atomar bestückbare U-boote an Israel) mal wieder gekonnt medial ausgeblendet!

@ kulturacker-ie:

Die Diskussion um den Schutz der Jugend ist auch eines meiner Anliegen, sowohl als Kunstvermittler als auch als Vater.

Aber hier geht es um weitaus mehr als um verschreckte Kinder, oder um Belästigung der Öffentlichkeit, hier geht es um deutsche Waffen und deren traumatisierende Wirkung (offensichtlich nicht nur bei ihren primären Opfern - abertausende Tote und Verletzte in aller Welt) >> UND << um die, in diesem Staat gewährleistete Freiheit des/der Künstler/in, wie sie diesen politischen Skandal (deutsche Waffen) darstellt.

Aktivistische Kunst und deren Parameter von Freiheit werden eben nicht von irgendeiner biederen Nachtbarschaft in München festgelegt auch nicht von irgend einem selbsternannten Kuratorenteam, sondern vom/von der Künstler/in selbst! Im Falle eines Rechtsstreites bedingterweise vom/von der Richter/in (diese/r kann jedoch lediglich die Gewichtung der Gesetze gegeneinander auslegen, aber auch keine künstlerische Freiheit festlegen, höchstens beschneiden!)

Ganz am Rande: finde ich den Ausdruck "Grizzly Moms" äusserst kreativ (: und keineswegs diffamierend, da diese wundervollen Tiere ja nur in eimem methaphorischen Rahmen vom Künstler hinzugezogen wurden, als sinnbildliches Beispiel, (über)energischer Protektoren ihres Nachwuchses! Für mich als Tierliebhaber wäre es eine Ehre, bei der Verteidigung meiner Kinder als "Grizzly mom" bezeichnet zu werden.

@ wolfswald:

der "Kunstcharakter"(sic) bei Arbeiten aktivistischer Kunst wird nicht vom Betrachter etabliert, sondern vom Kunstwerk selbst und seinem/r Urheber/in!!! Ihr Vergleich mit der Pinakothek (oder ähnlicher Reliquien bürgerlicher Kunst aus dem vorletzten Jahrhundert) erscheit wie aus einem verstaubten Zylinder gezaubert und bewirkt bei Kunstaktivisten lediglich einen modesten Lacher.

Ihre Einschätzung der Filterfunktion der Eltern teile ich absolut, jedoch ist es unmöglich immer und überall als Schutzpatron unserer Kleinen zu fungieren und in einem solchen Fall sollte auch die Intention des Künstlers mitbedacht werden, welche bestimmt nicht im böswilligen oder niederträchtigen Bereich liegt. Zur (gesetzlichen) Freiheit der Kunst wird das letzte Wort vom Gericht gesprochen, nicht von einem von uns!

Die zweite Sache die mich und offensichtlich auch mehrere andere Leser des Artikels nachdenklich gestimmt haben (auch in meiner Funktion als Berichterstatter) ist die Rolle von Frau Winklbauer in diesem Visualisierungsdrama.

@ kulturacker-ie:

Wenn sie selbst auch nicht die Strafanzeigestellerin gewesen ist, so ist sie doch Zeugin der Anklage in einem laufenden Verfahren und gleichzeitig Verfasserin eines Artikels, der die Gegenseite mit verleumderischen Darstellungen(sprich: schlicht Unwahrheiten!)komprommitiert (siehe oben die Erklärung der Vollzug-Redaktion vom 4. Juni 2012).

Ich weiss nicht was man noch mehr schreiben muss, um dem Krauss´schen Begriff der Journaille gerecht zu werden. Das von ihnen diagnostizierte Spektakel wurde erst durch solche reaktionären Methoden losgetreten. In Berlin gibt es ein Video von einer "teilen statt kriegen" Aktion die auch in der gleichnahmigen Ausstellung im OKK Raum im Wedding zu sehen war, wo der Künstler mit einem Kollegen diese besagten Bilder in A0 Grösse in einer eineinthalb stündigen Aktion, als Sandwichmann in Uniform über den Ku´damm spazieren trug - komischerweise blieb in der Hauptstadt der besagte "gewollte Skandal" aus, also hat der Künstler das entweder in seiner reinen Polemikgeilheit vergeigt, oder das Spektakel hat was mit dem Münchner Gemütszustand zu tun ?! Ich kann´s nicht genau sagen!

Wie dem auch sei, Kunst und die Verwendung und Einsatz ihrer legitimen Werkzeuge und Grundsysteme bleibt zum Glück immer noch dem Künstler überlassen. Ich denke das sollten die kleinen Nuancen künstlerischer Freiheiten bleiben, die unsere Gesellschaft von den meisten anderen unterscheidet, wo wie zum Beispiel in Russland (Pussy Riot und viele andere) Künstler/innen wegen der Verwendung polemischer-kritischer Methoden inhaftiert und bestraft werden!

Die in Artikel 5 gewärleistete Freiheit der Kunst sollte im Interesse Aller (!) auch im Interesse visuell erregter Nachbarn von Kunstausstellungen gewahrt bleiben.

Berliner Güsse

Otto Kamal

Psychodad
13.06.2012 00:57 Uhr

Schon lustig, wie sehr sich einige hier anstrengen kunstkritisch hochwertige Kommentare zu verfassen. Die meisten waren wahrscheinlich gar nicht vor Ort. Falls es noch jemanden gibt, der es nicht geschnallt hat - niemand wollte die Ausstellung verbieten. Nur entschärft sollte sie werden. Bilder mit schwerstverletzten Menschen und Kindern zwischen 2 Spielplätzen und einem 50 Meter enfernten Kindergarten zu zeigen ist so hohl, dass es qualmt. Mag sein, dass sich in Berlin da keiner aufregte, evtl. war aber auch die Location eine andere. Übrigens mache ich weniger dem Künstler einen Vorwurf, vielmehr sollte das Kulturteam dafür gerade stehn.

@Otto Kamal, die meisten der Eltern, die dort anwesend waren, sind nicht mal ansatzweise bieder. Da Frau Winklbauer \"nach\" dem Verfassen ihres Berichtes eine Vorladung als Zeugin bekommen hat, legitimiert den Artikel. Und ich bin sicher, dass jeder Topjournalist ein paar Storys über eigene fehlerhafte Recherchen zu erzählen hat ...

otto kamal
14.06.2012 03:02 Uhr

sehr geehrter psychodad,

hier ging es nie um verbot der ausstellung sondern um einen eingriff von aussen,in das vom künstler ausgewählte format seiner arbeit, weil´s ein paar leuten nicht gepasst hat und die staatsbüttel auch schnell mit einem bussgeld zur einschüchterung des künstlers bei stelle waren hat sich das ganze so aufgeblasen. ein klarer versuch dem künstler is handwerk zu pfuschen. ich teile ihre meinung absolut dass das kulturteam da auch in der verantwortung steht!

zum thema "fehlerhafte recherchen" und die seriosität von akademischem handwerk möchte ich mich, mit rückblick an den skandal eines namhaften bayerischen politikers, mit dem titel "summa cum laude",hier jetzt nicht äussern sonst gibt´s womöglich noch ein gerichtsverfahren wegen beleidigung.

im süden unserer republik scheint die schwelle für ertragbare akademische fehler doch weitaus höher zu liegen als andernorts.

im übrigen hat sich gestern das gericht mit recht für den angeklagten kastner entschieden:

"Das Amtsgericht München sprach den Künstler heute vom Vorwurf einer „Belästigung der Allgemeinheit“ frei. Das von der Stadt München verhängte Bußgeld ist nicht zu bezahlen.Deutlich wurde am 2. Tag des Verfahrens, dass die Grundrechte der Meinungsfreiheit und der Freiheit der Kunst hohe Rechtsgüter sind und das Zeigen von

in Kriegen verletzten Menschen keine Ordnungswidrigkeit darstellen.(...) In seinem[Verteidiger Dr. Wasmuth] Plädoyer stellte er fest, dass die städtische Behörde weder ein Bußgeld gegen die Zeitung verhängte, die ein Bild aus der Ausstellung auf der Titelseite abbildete, noch gegen die Veranstalter der Ausstellung.

Die Vermutung läge nahe, dass man da einem Künstler zeigen wolle, was man so auf der Brust hat."

(Richterspruch vom 13.06.aus einem Informationsbrief von Carl Blauhorn)