Helden im Platzregen: Die Münchner Rock- und Punk-Legende The Comics nach 20 Jahren wieder im Theatron
Die Band The Comics um den später als „Schwabinger Schaumschläger“ bekannt gewordenen Autor Michael Sailer gehört zum Legendenschatz der Münchner Punk- und Rockgeschichte. Ihr historischer Platz ist zwischen Tollwut und Dead City Radio in den späten 80ern. So war es eine zumindest lokale Sensation, als plötzlich ihre Wiedervereinigung für einen Auftritt im Theatron angekündigt wurde – gut 20 Jahre, nachdem sie zuletzt dort auf der Bühne standen.
Doch auch die größte Sympathiewelle schützt vor dem Münchner Sommer nicht: Als am Montagabend die auf sechs Musiker erweiterte Band im Olympiapark den Soundcheck entspannt in ein Konzert übergehen ließ, goss es aus so großen Kübeln, als sollte noch in dieser Nacht der Olympiasee über die Ufer treten und die Reste der Münchner Punk-Vergangenheit für alle Zeiten hinwegspülen. Die nahe Imbissbude hatte zwar pünktlich mit dem Konzertbeginn ihren Betrieb und den Ausschank eingestellt, doch wer noch ein Bier ergattert hatte, dessen Glas wurde für den Rest des Abends nicht mehr leer.
Sänger und Gitarrist Sailer kommentierte es so: „Bald 30 Jahre lang habe ich mir gewünscht, diese Band selbst mal live sehen zu können, aber heute Abend ist mir der Platz auf der Bühne doch lieber als der im Publikum.“ Es war heldenhaft, wie viele Freunde und Fans der Band im totalen Regen nicht nur ausharrten, sondern feierten und tanzten.
„Back To The Underworld“ eröffnete das gut einstündige Set, David Bowis „Heroes“ schloss es ab. Man erkannte: Die Comics waren und sind eine sehr Münchnerische Mischung aus Stones und Clash, eine rotziges Kind der Punk-Jahre, das trotzdem ganz viele Blues-Licks spuckt. Sie spielten, als wären 20 Jahre gar nichts. Die erweiterte Besetzung tat gut, da sie den Sound nicht nur voller, sondern auch vielfältiger machte. Es war ein nasser und bewegend melancholischer Abend, klar. Aber es blieb auch das schöne Gefühl, dass diese Musik nicht alt wurde und nicht alt werden wird. Auf Wiedersehen in 20 Jahren? Gerne auch früher.
Wie auch bei einem früheren Bericht im Kulturvollzug über Michael Sailer als Autor möchten wir auf Folgendes hinweisen:
Der Autor dieses Textes, Kulturvollzug-Redakteur Michael Grill, glaubt von sich sagen zu dürfen, dass er mit Michael Sailer befreundet ist, und er möchte aus dem hier gegebenen Anlass und aus Gründen der journalistischen Korrektheit auf diesen subjektivierenden Umstand hinweisen.