Wie frisch verliebt: Element of Crime auf dem Tollwood

von Michael Grill

"Ja, was soll man sagen? - Hallo München!" Foto: Charlotte Goltermann

Das große Tollwood-Zelt füllte sich langsam, denn ein neues Programm hatte die Band nicht dabei. Doch dann sprach es sich offenbar herum an diesem ersten richtig warmen Festivalabend: Element Of Crime sind da! So wurde es doch voll. Die Band startete, als wollte sie einfach dort weitermachen, wo sie Anfang letzten Jahres in der Tonhalle aufgehört hatte: Da rumpelte die „Straßenbahn des Todes“ zu einer schwungvollen „Deborah Müller“. „Am Ende denk ich immer nur an Dich“, inzwischen fast Klassiker geworden, kam in einer recht ruppigen Version, wie überhaupt Regener im ersten Teil des Konzerts mehr gröhlte als sang.

Fans aus Hamburg und Karlsruhe hatten sich über fehlende Ansagen in früheren Konzerten beschwert, berichtete Regener. So hatte er einen Running Gag: „Ja, was soll man sagen? Hallo München! Vielen Dank!“

Dann spielte die Band viel Altes und Bewährtes aus der „Damals hinterm Mond“-Zeit, es wurde fleißig geseufzt und geknutscht im Publikum, auch das halbalte „Seit der Himmel“ klang wie frisch verliebt. Schon nach 45 Minuten (und später noch mehrmals) das Regener-Ritual, wenn es ihm Spaß macht auf der Bühne: Fäuste zum Himmel und der Schlachtruf: „Romantik!“

Dass EOC „It's All Over Now, Baby Blue“ Bob Dylan zum Geburtstag geschrieben hätten, blieb ein Gerücht, doch was musikalisch zu hören war, hätte auch den Bobfather erfreut. Bei „Kaffee & Karin“ wurde der Walzertakt vom Drummer zu heftig gehämmert, und die Tollwood-Lichtanlage mit ihren nervigen Strobo-Blitzen war generell etwas zu pompös für die Band.

Doch mehr gab es wirklich nicht zu meckern. Bei „Delmenhorst“ konnte man sehen, wer im Publikum tatsächlich noch ein Feuerzeug besitzt, bevor „Blaulicht und Zwielicht“ sowie einige Zugaben mehr den Sommerabend abrundeten.

 

Veröffentlicht am: 28.06.2011

Über den Autor

Michael Grill

Redakteur, Gründer

Michael Grill ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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