Mit Bobsl auf den Grünen Hügel

von Michael Weiser

„Mei, die Sach mitm Maxl“: Sanni Luis philosophiert als Kellnerin Anni über die Männer und das Leben. Foto: Regine Heiland

Wo sollte man dieses Stück spielen, wenn nicht in Haidhausen, dem früheren Viertel der kleinen, wenn nicht armen Leute: Das Off-Broadway Musicaltheater spielt unter der Regie von Ana C. Haffter „Anni – das Musical“. Herausgekommen ist dabei eine unterhaltsame Ein-Frau Revue nach Herbert Rosendorfers Text „Die Kellnerin Anni“.

Die Szene passt zum Leben der Kellnerin Anni: Irgendwo in der Nähe des Lieferanteneingangs, zwischen Küche und Gastsaal, sitzt sie zwischen Bierkästen. Eine kleine Pause gönnt sie sich, nun raucht und räsoniert sie. Sie ist, so könnte man sagen, nicht ganz drin im lauten Leben, aber sehr nah dran, eher getrieben als treibend, auf jeden Fall in provisorischen Umständen. Keine Unrechte ist sie, diese Anni, und sie sieht als „Bedienung, Frau und Mensch“ eine ganze Menge – vor allem an unangenehmen oder schrulligen Männertypen. Ein vitaler Typ ist sie, kann einiges einstecken. Man wird allerdings den Eindruck nicht los, dass sie bei allem Strampeln auf der Stelle tritt. Das kann doch nicht alles sein, was das Leben zu bieten hat, oder? Herbert Rosendorfer hat da ein Original geschaffen, bei allen Schwächen des Textes, der mit seiner Holzschnittartigkeit, seinen Klischees manchmal etwas altbacken wirkt. Gut, dass die sprühende Sanni Luis als Anni den Staub gründlich wegzuwirbeln vermag. Ihr als Schauspielerin zuzusehen macht ebenso viel Spaß wie ihr zuzuhören, wenn sie als Diseuse Chansons und Gstanzl schmettert, haucht und trällert. Begleitet wird sie vom Komponisten David Schroeder. Vor allem die erste Hälfte des Abends entfaltet subversiven, kabarettistischen Charme. Bei solchen Menschenbildern, gezeichnet von einer Bedienung, hätte man schon bleiben können. Die zweite, etwas beliebige Hälfte des Abends sieht Anni als gesellschaftliche Aufsteigerin, die immerhin treu und herzig zu ihrem Aufstiegsvehikel steht, dem Konsul mit dem Spitznamen "Bobsl". Und auch auf dem Grünen Hügel in Bayreuth noch auf etwas wartet, das so gar nicht kommen kann - auf den Schwan im Tannhäuser beispielsweise. Ist aber nicht weiter schlimm, ein unverwüstliches Wesen wie die Anni bringt auch solche Ungereimtheiten im großen Gedicht des Lebens unter, und das insgesamt kurzweilig.

Off Broadway Muscialtheater, "Die Kellnerin Anni", Donnerstag, 23. bis Samstag, 25. September, Donnerstag, 30. September bis Samstag, 02. Oktober, Mittwoch. 06. bis Samstag, 09. Oktober, im Hofbräukeller, jeweils 20 Uhr, Karten € 25,-,  erm. € 13, www.kellnerin-anni.de Telefon (089) 459925-24

Veröffentlicht am: 20.09.2010

Über den Autor

Michael Weiser

Redakteur, Gründer

Michael Weiser (1966) ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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