Was Chris Fitzpatrick vorhat, der neue Direktor im Kunstverein

Webseite, Schaufenster, Bookshop

von Christa Sigg

Chris Fitzpatrick. Foto: Margarita Platis

No, no“ – auf keinen Fall will er hier alles umkrempeln. Chris Fitzpatrick ist ein höflicher Mann, der weiß, dass man sich in einen neuen Job einfinden muss und erst mal die Arbeit des Vorgängers weiterdreht. Aber wenn der neue Direktor des Kunstvereins nach einer zaghaften Begrüßung im kahlen Foyer ins Plaudern kommt, wechselt die Zurückhaltung schnell in Begeisterung.

Dass sich der New Yorker unter 120 Bewerbern als Nachfolger von Bart van der Heide durchgesetzt hat, kann man durchaus nachvollziehen. Mit seinen 37 Jahren hat Fitzpatrick bereits eine Menge kuratorische Erfahrung gesammelt – in Kanada, Italien, Mexiko, Kalifornien und zuletzt als Leiter des Non-Profit-Kunstcenters „Objectif Exhibitions“ in Antwerpen. Er bringt also auch internationale Kontakte mit. Was allerdings bei der Vorstellung seiner Pläne besonders überzeugt hat, ist der künftige Auftritt des Kunstvereins.

Schon im Schaufenster sollen Passanten sehen, worum’s im Haus am Hofgarten geht: Im monatlichen Wechsel wird diese Mini-Plattform von verschiedenen Künstlern bespielt, in sämtlichen Genres der Bildnerei und 24 Stunden lang. Neben der üblichen neuen Website wird aber auch das reale Entrée aufgepeppt. Ins Foyer, das bislang an den lieblosen Warteraum eines Hospitals erinnert und kaum dazu angetan ist, Besucher anzulocken, zieht ein kleiner Bookshop. Dort soll zum einen Literatur aus der Geschichte des 1823 gegründeten Kunstvereins ausliegen, etwa zu den Künstlern und oft genug Berühmtheiten, die hier schon präsentiert wurden, zum anderen auch Bücher und Materialsammlungen zum aktuellen Ausstellungsprogramm im Obergeschoss. Das dürfte deutlich zum Verständnis der gezeigten Kunst beitragen – und zum Verweilen.

Bleiben wird es bei vier Ausstellungen im Jahr, neuerdings begleitet von vierteljährlichen Publikationen. Den Anfang macht ab 25. April 2015 – und nun gerät Fitzpatrick förmlich ins Schwärmen –eine Retrospektive der belgischen Allround-Künstlerin Anne-Mie Van Kerckhoven. Mit der 63-jährigen Pionierin kann der Neue dann auch gleich alles abdecken, was an der Galeriestraße 4 möglich ist. Und wer weiß, was die vogelwilde Anne-Mie bis zur Eröffnung noch erfindet.

Das kann Fitzpatrick entspannt abwarten - van der Heides Abschiedsschau über den Videokünstler Richard James läuft bereits - und Deutsch lernen. Dringend! Denn dass er kürzlich bei einer Diskussion in der Lothringer 13 so gar nichts verstanden hat, sei einfach kein Zustand, bekennt er.

Veröffentlicht am: 17.02.2015

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