"Showcase Beat Le Mot" im Marstall - die Kritik: Da gibt es viel zu sehen, aber wenig zu erleben

von Gabriella Lorenz



Artur Klemt, Robert Niemann, Marie Seiser (v.l.) begrüßen das Publikum in der Kälte. Foto: Renate Neder

Performance goes Staatstheater: Die mutige Idee von Intendant Martin Kusej, das Berliner Kollektiv Showcase Beat Le Mot für sechs Wochen den Marstall nach eigenem Gutdünken bespielen zu lassen, versandete mit der Uraufführung „The Happy Ending of Franz Kafka's Castle“ in  einem Paradoxon: unterhaltsamer Langeweile.

Dass Showcase Beat Le Mot keinen Kafka bieten würden, war erwartbar. Immerhin docken sie an ein paar Motive des Romanfragments „Das Schloss“ an: Die Zuschauer warten an Feuerstellen in der Kälte, wärmen sich kurz in einer Sauna-Jurte auf und sehen danach im Marstall-Vorraum einen verschwommen-absurden Marionetten-Film, der russisch (oder polnisch?) kommentiert wird. Ungeheuer informativ.

Mitten im Sammelsurium sitzt Marie Seiser und liest. Foto: Renate Neder

Dann kommen Landvermesser und Publikum im Dunstkreis des Schlosses an. Dichter Trockeneisnebel gibt langsam den Blick frei auf das Schloss: Eine roh gezimmerte, hermetische Turm-Maschine aus Bilderrahmen, Instrumenten, Soundboxen, Skiern. Drum herum ein Sammelsurium aus der Fundus-Plünderung: alte Sofas, Knochen, vorsintflutliche Rollstühle, Wind-, Näh- und Schreibmaschinen – da gibt es unendlich viel zu entdecken. Auch den Bierausschank und das Büffett für die Zuschauer.

Inhaltlich bleibt die Kost mager. Showcase Beat Le Mot plündern auch den Fundus sattsam bekannter Performance-Module, die das Männer-Quartett, unterstützt von vier Resi-Schauspielern, in Loops aneinander reiht. Neu ist daran nur, dass es im Staatstheater stattfindet. Weil der Marstall früher ein Pferdestall war, dürfen drei Zirkusrappen Witze erzählen. Ein Ritter in klirrender Rüstung irrt blind herum, Schauspieler werden komisch in einem Rahmen zum Zecher-Bild arrangiert. Es gibt viel zu sehen und wenig zu erleben.

 

Marstall, bis Mittwoch, 20 Uhr, Tel. 2185 1940

Veröffentlicht am: 13.02.2012

Über den Autor

Gabriella Lorenz

Gabriella Lorenz ist seit 2010 Mitarbeiterin des Kulturvollzug.

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