Alfredo de la Fé beim Jazzsommer

Heiß, heiß, heiß - Mit Salsa gegen diesen Sommer

von Michael Wüst

Alfredo de la Fé (Foto: Simon v. Barloewen)

Ein Highlight für die lebendige Salsa-Szene Münchens. Alfredo de la Fé tat sein Bestes, den faden Münchner Sommer auf Touren zu bringen. Der Festsaal des Bayerischen Hofs hatte sich zauberhaft in einen Tanzpalast aus der Zeit der kubanischen Charanga-Orchester verwandelt. Augenblitzende, hüftschwingende Schönheit allerorten.

Alfredo de la Fé repräsentiert Salsa wie Eddie Palmieri, Johnny Pacheco, Tito Puente oder die Fania Allstars. Gerade mal 18-jährig war der junge Geiger kubanischer Abstammung bereits beim Orchester des legendären Eddie Palmieri untergekommen. Das war 1972. Eine kleine Karriere beim Metroplitan Opera Orchestra hatte er da schon hinter sich. Salsa hatte sich gerade durchgesetzt. Zuvor war nach der kubanischen Revolution 1959 der Austausch mit Havanna durch die amerikanische Blockadepolitik zum Erliegen gekommen. In den Clubs der Keys wurde Samba aus Brasielien favourisiert und Fidel war böse auf das verräterische Puerto Rico. Also nannte man den kapitalistischen Groove mit den zwei Posaunen des Eddie Palmieri in Kuba "Son" und ersetzte durch Holzbläser, Flöten und Saxophone. Derweil infiltrierte unaufhaltsam über Florida karibische Lebensfreude mit Son, Bolero, Cumbia, Merengue, Milonga, Cha-Cha, Batacha, vereinigte sich schließlich in New York mit dem Big Band-Jazz der 1950er Jahre.

Mit Band (Foto: Simon v. Barloewen)

Alfredo de la Fé und sein 8-köpfiges Orchester zogen alle Register dieser Vielschichtigkeit. In den ersten schnellen Stücken brillierten die Posaunen. Besonders Leonardo Govin zeigte, wie viel Modernität die polyrhythmische Maschine verträgt. Jede Menge an skalenfremden Tönen, im Harmonischen so genanntes In- und Outspiel, erzeugen bestenfalls krätzig-schöne Reibungen. Riskanter klänge so ein Solo in einer kleineren Combo. Rodrigo Rodriguez an den Timbales spielt sich in einen triolischen, synkopischen Rausch, eine Lehrstunde für jeden Schlagzeuger. Cesar Correa am Klavier amüsiert geradezu, wie er es fertig bringt, in bester Palmieri-Manier von hochdramatischen, liszt-artigen Rückungen in lässigen Billy Strayhorn-Swing überzugehen.

Spielwitz, traumhafte Sicherheit. Denn die gibt es ja gerade nicht im Latin-2/4. Ein Taktstrich, das Ende eines Taktes, das ist für einen Latin-Musiker gar nicht transzendiert, da gibt es kein Ausatmen, das Karussell dreht sich rasend. Und ohne viel Ankündigung wechselt Alfredo de la Fé in der Form durch, fordert seine Salseros aufzuspringen. Power-Salsa der Spitzenklasse, großartiges Entertainment, unbändige Lebensfreude. Der Münchner Sommer sei gewarnt, wir haben gute Beziehungen gewonnen!

Veröffentlicht am: 21.07.2012

Über den Autor

Michael Wüst

Redakteur

Michael Wüst ist seit 2010 beim Kulturvollzug.

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